Im ersten Verfahren in Deutschland wurde er nach eigenen Angaben nicht einmal ignoriert, jetzt ist die Sensation perfekt. Am Dienstagmorgen um kurz vor fünf Uhr steht Niki Lauda als Sieger im Match um die insolvente Niki fest. Der ehemalige Rennfahrer wird nun einmal mehr seinem Ruf gerecht als einer, der erst so richtig zur Hochform aufläuft, wenn es anderen schon lang zu schwierig wird. Jetzt ist der fast 69jährige Niki Lauda wieder als Chef an Bord der vor 15 Jahren von ihm gegründeten Airline. Ende März will er mit 15 Airbus wieder in der Luft sein. 

Über den Kaufpreis schweigt er. "Das ist so vereinbart," sagt Lauda zur Kleinen Zeitung. Es sei aber nicht der Kaufpreis allein entscheidend gewesen, sondern das beste Angebot.  "Das Ausschlaggebende war, dass wir alle Voraussetzungen, die man für die Umsetzung braucht, am besten erfüllen konnten."

Die Billigairline Vueling des IAG-Konzerns (British Airways, Iberia) und die Ryanair hatten das Nachsehen. IAG war im deutschen Insolvenzverfahren als bester Bieter hervorgegangen und hat nun durch das nach Österreich geholte Verfahren das Nachsehen.  

Der Name Niki wird allerdings vom Radar verschwinden. Die 15 Airbus docken bei der Laudamotion an. Dieses von Lauda vor zwei Jahren gegründete Bedarfsflugunternehmen ist die Rampe für den Neustart. Weil sie über alle Strukturen verfügt, dürfte sie sehr rasch über die notwendigen Genehmigungen für die Jets verfügen. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sagt jedenfalls größtmögliche Unterstützung zu. Der Zeitplan Ende März sollte halten."Das schaut gut aus," so Hofer.     

Nächtliche Marathonsitzung

Die Nachricht, die in Österreich fast wie eine Bombe eingeschlagen hat, kam um 4:52 Uhr aus dem Büro der österreichischen Insolvenzverwalterin Ulla Reisch in Wien. Nach dem Verhandlungsmaratjon, der am Montag um 14 Uhr losgegangen war, schreiben sie und der deutsche Insolvenzverwalter Lucas Flöther nur knapp: "Aus einem transparenten Bieterprozess ist heute in den frühen Morgenstunden die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen." Nur zwei weitere kurze Sätze:  "Der österreichische Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot der Laudamotion GmbH ausgesprochen. Es wird von einer kurzfristigen insolvenzrechtlichen Genehmigung der Transaktion in Österreich und in Deutschland ausgegangen."

Er selbst sei wahrscheinlich weniger von dieser Entscheidung überrascht als sehr viele andere, so eine Frage an Niki Lauda selbst. "O ja, ich war überrascht. Die Beratungen haben ja extrem lange gedauert," sagt Lauda im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Jetzt ist einmal das Wichtigste, zu den Mitarbeitern zu sprechen, ihnen zu erklären, was wir vorhaben." Das soll am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung passieren. Lauda hatte sich schon in der Vorwoche mit einem Brief an die Mitarbeiter gewandt und für sich Stimmung gemacht. Darin versprach er allen Niki-Mitarbeitern ein "Job-Angebot" und betonte, dass die Flugzeuge für den Neustart ebenso wie die Operations "bereits gesichert" seien.

Airline-Gründer Lauda hatte gemeinsam mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Fluggesellschaft Condor im Hintergrund geboten. Thomas Cook wird keine Anteile am Unternehmen selbst übernehmen, betont Lauda. Condor bietet Lauda seine Plattformen für den Vertrieb, aber auch die Crewplanung.

Zuletzt beschäftigte Niki rund 1.000 Leute, 790 davon in Österreich, 210 in Deutschland. Inzwischen sollen aber bereits etwa hundert Mitarbeiter andere Jobangebote, etwa von der AUA angenommen haben.

Betriebsrat: Angebot nachgebessert

Nach Angaben von Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits hat Airlinegründer Niki Lauda sein Angebot nachgebessert, zumindest was die Mitarbeiter betrifft. Er habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert sowie erklärt, dass alle rund 1000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits Dienstagfrüh im Ö1-Morgenjournal.

Der Kauf beinhalte auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, erklärte Tankovits. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds getragen. Laut Tankovits haben bisher 50 bis 100 Flugbegleiter Niki verlassen, sehr viele der rund 220 Piloten seien derzeit in Auswahlverfahren und hätten Angebote von anderen Fluggesellschaften.

Der Belegschaftsvertreter sagte weiters, er sei nun "fast überzeugt, dass das Angebot hält", aber "so langsam glaubt man an gar nichts mehr als Niki-Mitarbeiter". Die österreichische Air-Berlin-Tochter war nach der Insolvenz der Mutter vergangenen Sommer insgesamt dreimal verkauft worden. Niki war, nachdem die AUA-Mutter Lufthansa den Kauf absagte, im Dezember 2017 zahlungsunfähig.

Lauda hatte immer scharfe Kritik an den in Deutschland durchgeführten Insolvenzverfahren geübt. Er warf den Insolvenzverwaltern Frank Kebekus (Air Berlin) und Flöther (Niki) immer wieder vor, seine Angebote nicht ernsthaft geprüft, gar ignoriert zu haben.

Die International Airline Group (IAG) äußert sich in einer extrem knappen Stellungnahme enttäuscht. Niki habe nun nicht mehr die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und stärker zu werden. Die IAG wollte mittelfristig 30 Airbus 320 in Wien stationieren und auch Billigflüge zu touristischen Fernzielen wie Miami anbieten. IAG dürfte nun aus eigener Kraft mehr Strecken aus Wien heraus anbieten, nachdem erst kürzlich die ungarische Billigairline Wizzair ihre ehrgeizigen Pläne für Wien präsentiert hatte. Ryanair äußerte sich wie bereits in den vergangenen Wochen weiterhin nicht.

Regierung erfreut

Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) hat den Zuschlag der insolventen Airline Niki an den Airlinegründer Niki Lauda begrüßt. Jede Entscheidung, die ein Fortbestehen von Niki zur Folge habe, sei "eine gute Entscheidung", sagte Löger am Dienstag vor einem EU-Finanzministerrat in Brüssel.

Besonders erfreut zeigt sich allerdings Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). "Ich sehe eine sehr positive Zukunft für das Unternehmen," so der Minister. Lauda werde alles tun, um es nach vorne zu bringen. Seit Anfang Jänner stehen Hofer und Lauda in telefonischem Kontakt. Anfang Jänner hatte Lauda den frisch gekürten Minister Hofer in dessen Büro besucht. Hofer war vor vielen Jahren Techniker bei der Lauda Air gewesen. 

Die einzige Hilfestellung als Minister sei gewesen, grundsätzlich den rechtlichen Rahmen für Niki zu garantieren, also die ganzen Genehmigungen, die Start- und Landerechte trotz der Insolvenz offen zu halten. Das sei ihm wichtig gewesen. "Da geht es um Vertrauen der Menschen, der Mitarbeiter in die Politik." Eine schiefe Optik sieht er nicht. "Ich bin sehr froh, dass Niki Lauda im Bundespräsidenten-Wahlkampf offen für Van der Bellen war."