Drah’ di’ net um, der Kommissar geht um!“ Zu spät. Noch bevor der Kärntner Speckverkäufer ein Selfie mit seiner Landsfrau und neuen Ministerin Elisabeth Köstinger auf Berliner Boden knipsen kann, zischt EU-Agrarkommissar Phil Hogan mit Ministern anderer Länder ums Eck und kommt ihm zuvor. Alle in Formation fürs Foto / Glaserl Wein für jeden / Prost / bitte lächeln / danke / weiter geht’s.

Szenen wie diese Spielen sich im Dutzend ab, auf der „Grünen Woche“ in Berlin. Während sich in zehn Tagen gut 400.000 Besucher die kulinarische Vielfalt bei 1660 Ausstellern aus allen Kontinenten auf der Zunge zergehen lassen (und dafür 48 Millionen Euro ausgeben), machen rund 70 angereiste Agrarminister und mehrere Tausend Funktionäre die Grüne Woche zum bedeutendsten Treffen der internationalen Agrarpolitik.

Hier wird politisch das Feld für morgen bestellt. Konkret: Es werden die Pflöcke für die gemeinsame Agrarpolitik der EU ab 2020 eingeschlagen und Antworten auf die Frage, welcher Bauer für welche Leistungen künftig wie viel Fördergelder erhalten soll, gesucht. Eines scheint allen klar: Der Kuchen für die Bauern wird angesichts von Brexit und Migrationskrise wohl kleiner.

Wo und wie bzw. unter welchen Tierhaltungsbedingungen Lebensmittel produziert werden, diese Frage würden Konsumenten immer häufiger und lauter stellen, ist man sich in der Branche sicher. Köstinger erklärte auf der Messe, wie Österreichs Regierung die Kennzeichnung der Herkunft neu regeln will. So muss in der Betriebskantine, im Spital, in der Mensa oder in Kasernen schon bald die Herkunft zumindest von Fleisch und Eiern angegeben werden.

2,5 Millionen Mahlzeiten werden täglich außer Haus gegessen“, sagt Kammerpräsident Hermann Schultes, „und überall dort, wo man es sich nicht aussuchen kann, was auf den Tisch kommt, soll man wenigstens die Herkunft wissen.“ Dass man von der ursprünglichen Forderung, dass auch Wirte die Herkunft der Speisen deklarieren müssen, abgerückt ist, erklärt Schultes so: „Hier kann der Gast eh aussuchen, welches Lokal und welche Speise er wählt. Und die Wirte werden schon genug sekkiert.“ Viel wichtiger sei es laut dem steirischen Landesrat Hans Seitinger, den Wirten mit neuen, speziell auf die Gastronomie zugeschnittenen Produkten das Zugreifen zu heimischen Produkten zu erleichtern.

Noch ein Herkunfts-Thema wird man angehen, so Schultes: „Wir wollen mit den Handelsketten ausverhandeln, dass sie auch bei ihren Eigenmarken anführen, woher der Rohstoff ist.“