Der altgediente Opel-Mann fühlt sich an die Politik erinnert: "Bislang hat das Management uns nur gesagt 'Wir schaffen das.'". Aber wie es genau gehen soll, weiß hier noch keiner." Fast ein halbes Jahr gehört die deutsche Traditionsautomarke mit dem Blitz nun schon zum französischen PSA-Konzern, doch in der Abteilung des Mannes ist noch kein grundlegender Wandel eingetreten. Mit einer Ausnahme: An vier Werktagen im Monat bleiben die Kollegen zu Hause und kassieren als Lohnersatz das Kurzarbeitergeld der Arbeitsagentur.

Eigentlich soll es an diesem kalten und windigen Mittwochvormittag vor der Opel-Zentrale in Rüsselsheim auch um die Forderungen der IG Metall in der laufenden Tarifrunde gehen. Doch Teilzeitmöglichkeiten mit Lohnausgleich für Schichtarbeiter oder Eltern kleinerer Kinder interessieren noch nicht einmal die Jüngeren unter den Demonstranten.

"Uns geht es hier nur um Opel und um unsere Arbeitsplätze", sagt einer mit einer roten IG-Metall-Weste. "Jeder Arbeitsplatz hat ein Gesicht", steht auf einem Großtransparent mit Dutzenden Fotos. An den anderen deutschen Opel-Standorten Kaiserslautern und Eisenach herrscht dieselbe Stimmung, zusammen gingen in den Werken mehr als 8000 Leute in den Warnstreik.

Zittern um Arbeitsplätze

Niemand weiß bis jetzt, wie viele Fachleute letztlich wegen der Übernahme gehen müssen und wie es in der Produktion weitergeht, wenn künftig jedes Opel-Modell ein mehr oder weniger modifizierter Peugeot sein wird. Ein Ingenieur hofft noch auf Aufträge der alten Mutter General Motors, doch seine Kollegen sind anderer Meinung: "Von da kommen keine neuen Sachen mehr." Die älteren Mitarbeiter denken über die ausgeweiteten Vorruhestandsregeln nach, genaue Zahlen kann der Betriebsrat aber noch nicht nennen.

Der neue Opel-Chef Michael Lohscheller hat seinen im November vorgestellten Sanierungsplan "Pace" (Tempo) genannt. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert, daraus besser "Peace" (Frieden) zu machen, den Wandel also im Einklang mit der Belegschaft zu schaffen. Vorerst wird auf betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen verzichtet, bis Ende 2018 sind zumindest die rund 19.000 deutschen Arbeitnehmer vor Kündigungen geschützt. Opel muss effizienter, elektrischer und globaler werden, PSA-Chef Carlos Tavares erwartet 2020 ein positives operatives Ergebnis.