In den vergangenen zehn Jahren hat der Weltmarkt-Kaffeepreis eine Achterbahnfahrt hingelegt und liegt aktuell auf einem 21-Monats-Tief. Um etwas höhere Preise zu lukrieren, setzen immer mehr Kaffeebauern auf Bioanbau und Fairtrade, etwa Zehntausende Kleinbauern in Äthiopien. Manche Bauern fordern eine kräftige Erhöhung der Kaffeepreise, um ihre Produktionskosten zu decken.

Einer der größten Kaffee-Exporteure in Äthiopien ist die im Jahr 1999 gegründete Oromia Coffee Farmers Union, die sich um die Weiterverarbeitung des Rohkaffees und den Export kümmert. OCFCU ist im Eigentum von 405 Sub-Kooperativen, die wiederum 335.000 Kaffeebauernfamilien (Haushalte) gehören. 47 Sub-Kooperativen sind Fairtrade-zertifiziert.

46 Prozent der abgesetzten Kaffeemenge seien Fairtrade- und Bio-zertifiziert und 6 Prozent der abgesetzten Kaffeemenge seien nur Fairtrade-zertifiziert, sagte OCFCU-Manager Oumer Wabe vor österreichischen Journalisten in der OCFCU-Zentrale nahe Addis Abeba. Insgesamt 37.000 Kaffeebauernfamilien würden unter Fairtrade-Standards produzieren, damit sei man der größte Fairtrade-Kaffeeproduzent in Äthiopien.

Starker Preisverfall

Derzeit wird ein Pfund Arabica-Kaffee um 1,23 US-Dollar (1,02 Euro) gehandelt. Ende 2016 lag der Preis noch zwischen 1,60 und 1,70 US-Dollar. Verglichen mit dem Rekordhoch im Jahr 2011 war das immer noch niedrig: Damals kostete ein Pfund Arabica-Kaffee mehr als 3 US-Dollar.

Der Fairtrade-Mindestpreis liegt für Arabica-Kaffee bei 1,40 US-Dollar, die Fairtrade-Prämie bei 0,20 US-Dollar und der Bio-Zuschlag bei 0,30 US-Dollar. Die Fairtrade-Prämie geht an die Kooperative, etwa, um die Qualität des Kaffeeanbaus zu erhöhen und um Gemeinwohl-Projekte wie Schul- und Straßenbau zu ermöglichen.

In Gelan nahe Addis Abeba betreibt die Oromia Coffee Farmers Union eine Schälmaschine für Rohkaffee und dort wird noch eine händische Qualitätskontrolle der Kaffeebohnen durchgeführt. Am Standort Gelan wird der Kaffee für den Export vorbereitet und dann an größere Kaffeeröster im Ausland, etwa Starbucks, verkauft.

Kaffeebauern bekommen nur geringen Anteil

Die Homa Primary Cooperative im Süden von Äthiopien setzt auf Bio- und Fairtrade. Der Kaffeebauer Bedhaso Dembi - Mitglied der Homa-Kooperative - erntet pro Jahr rund fünf Tonnen Kaffeekirschen auf drei Hektar und sein Kooperativen-Kollege Samuel Boru erntet auf zwei Hektar rund vier Tonnen. Die Sub-Kooperativen erhalten täglich Kaffee-Preisinformationen von der Ethiopia Commodity Exchange (ECX). Basierend auf den ECX-Kaffeepreisen erhielten die Kaffeebauernfamilien zuletzt zwischen 12 bis 16 Birr (0,36 bis 0,48 Euro) für ein Kilogramm Kaffeekirschen inkl. Fruchtfleisch (Cherrys).

Der Gewinn durch den Fairtrade/Bio-Kaffeeverkauf der Sub-Kooperative wird als Dividende einmal im Jahr im August an die Fairtrade- und Bio-Kaffeebauern ausbezahlt. Diese Mehreinnahmen betragen rund 2 Birr (0,06 Euro) pro kg. Rund die Hälfte der Produktion kann als Bio-Fairtrade verkauft werden, die andere Hälfte muss als konventionelle Ware verkauft werden. Kaffeebauer Boru wird also bei der Kaffee-Ernte 2017/18 maximal 2.200 Euro verdienen. Die Kaffeebauern im Süden Äthiopiens drängen auf höhere Kaffeepreise, um ihre Produktionskosten zu decken.

Niedriglohnland

Das Lohnniveau im bevölkerungsreichen Äthiopien mit 102 Mio. Einwohnern ist sehr niedrig. In der Kaffeekirschen-Trocknungsanlage der Kooperative erhalten die Arbeiter und Arbeiterinnen zwischen 30 Birr und 60 Birr (0,90 bis 1,80 Euro) pro Tag. Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner verwies darauf, dass Beschäftigte in Nicht-Fairtrade-Anlagen nur zwischen 20 und 25 Birr pro Tag verdienen. Man sei sich aber der Problematik bewusst und arbeite mit den Kooperativen zusammen, um die Bezahlung der Mitarbeiter zu verbessern.

Weltweit haben zuletzt mehr als 844.000 Kaffeebauern rund 186.000 Tonnen Kaffeebohnen im Jahr verkauft. In Österreich wurden im Jahr 2016 rund 3.660 Tonnen Fairtrade-Rohkaffee konsumiert, davon waren 71 Prozent Bio-zertifiziert. Durch den Kaffeeverkauf gingen 14,6 Mio. Dollar (12,15 Mio. Euro) Direkteinnahmen an die Kaffee-Produzentenorganisationen. Beispielsweise schenkt Tchibo/Eduscho seit 2014 in allen Filialen 100 Prozent Fairtrade-zertifizierten Kaffee aus. Mittelfristig sollen alle Tchibo-Kaffees in das Nachhaltigkeitskonzept einbezogen werden, hieß es auf APA-Anfrage.