Die Fluglinie Niki folgt ihrer Mutter Air Berlin in die Insolvenz. Nur Stunden nachdem sich die deutsche AUA-Mutter Lufthansa als erwartete Retterin der österreichischen Air-Berlin-Tochter verabschiedet hatte, meldete Niki in Deutschland die Zahlungsunfähigkeit an. Eine Berliner Gerichtssprecherin bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters das Einlangen eines Insolvenzantrages.

Die Lufthansa hatte sich kurzfristig gegen eine Übernahme der österreichischen Fluggesellschaft Niki entschieden - weil die kartellrechtlichen Bedenken der EU-Kommission zu groß waren. Damit könnten kurz vor Weihnachten rund 1.000 Mitarbeiter ihren Job verlieren und tausende Passagiere stranden. Die Lufthansa hatte Niki zuletzt mit einer Brückenfinanzierung in zweistelliger Millionenhöhe in der Luft gehalten - diese fällt nun weg. In Wien wurden am Nachmittag von der Regierung bereits Überbrückungshilfen beraten.

Staat springt bei gestrandeten Passagieren ein

Verunsicherte Passagiere der akut existenzbedrohten österreichischen Airline können zumindest damit rechnen, dass sie - wohl mit Flugzeugen der AUA - aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, wenn ihre Rückflüge abgesagt werden. Darauf habe man sich in der Regierung am Mittwochnachmittag verständigt, verlautete am Nachmittag vom Verkehrsministerium zur APA, nach Gesprächen mit Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ).

Sollten Niki-Passagiere zurückgeholt werden müssen, "würde die Regierung dies bei der AUA, oder auch bei anderen Fluggesellschaften, in Auftrag geben", hieß es vom Verkehrsressort. Der Bund würde vorfinanzieren. "Wie man sich schadlos hält, muss im Detail noch geklärt werden." Es sei jedenfalls ein Signal ausgesandt, "wenn Leute im Ausland gestrandet sind, dass sie nach Hause kommen." Nach der Buchungslage in diesen Wochen ginge es nach ersten Schätzungen auf zwei Wochen gerechnet um etwa 10.000 Fluggäste.

Alternativen werden geprüft

Die deutsche Bundesregierung - die federführend dabei war, mithilfe der Lufthansa den Flugbetrieb der Air Berlin bis zu deren Einstellung Ende Oktober aufrechtzuerhalten - rechnete bereits mit der Insolvenz und erwartete darüber hinaus die Einstellung des Niki-Flugbetriebs. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Air Berlin selbst sprach heute noch davon, "alternative Verwertungsmöglichkeiten" für Niki prüfen zu wollen.

Laut dem Insolvenzexperten Alexander Klikovits vom Kreditschutzverband (KSV) war rasches Handeln gefordert. Wenn die Finanzierung wegfalle, "ist das Insolvenzrecht eindeutig, wo es heißt, dass ohne schuldhaftes Zögern Insolvenz zu beantragen ist", so Klikovits. Dass die Niki Luftfahrt GmbH als im österreichischen Firmenbuch eingetragene Gesellschaft in Deutschland und nicht in Österreich Insolvenz beantragt, ist laut Experten nach Regeln für internationale Insolvenzverfahren möglich, aber in der Praxis sehr selten.

Lauda: Aus Insolvenz heraus übernehmen

Wie es nun weiter geht, ist offen. Niki Lauda, der einst die Airline gegründet und später an Air Berlin verkauft hat, hat sich jedenfalls bereits interessiert gezeigt, Niki aus der Insolvenz heraus übernehmen zu wollen, wie er zur APA sagte. Daneben könnten - trotz der bisher erfolglosen Gespräche und zwischenzeitlichen Absagen - erneut die Großkonzerne IAG (British Airways, Iberia, Vueling) und Thomas Cook (Condor) Interesse an Niki und den wertvollen Slots haben.

Die EU-Wettbewerbshüter bezeichneten das zurückgezogenen Übernahmeangebot der Lufthansa als "bedauerlich". "Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war", sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel. "Es ist nun am Air-Berlin-Insolvenzverwalter, die nächsten Schritte zu bestimmen."