Für 84 Prozent der Österreicher ist finanzielle Vorsorge von „großer Bedeutung“: Das zeigt eine Imas-Studie zum Vorsorgeverhalten. Warum, zeigt sich an anderer Stelle: Drei von vier Landsleuten glauben nicht, mit der gesetzlichen Pension ihren Lebensstandard halten zu können. Bleibt die private Vorsorge als möglicher Ausweg. Bereits neun von zehn Österreichern sorgen vor, im Schnitt mit 145 Euro pro Monat. Dabei geht zumeist Sicherheit vor Rendite.

Die Österreicher beginnen immer früher vorzusorgen, weiß der Chef der Raiffeisen-Versicherung, Klaus Pekarek: „Das durchschnittliche Eintrittsalter liegt zwischen 27 und 32 Jahren.“ Wobei die Menschen im Süden der Republik früher starten als ihre Altersgenossen. Uniqa-Vorstand Peter Eichler beobachtet, dass Frauen verstärktes Interesse an Altersvorsorge zeigen. „Waren es 2001 nur 36 Prozent aller Verträge, so sind es jetzt schon 42 Prozent, die Frauen zugerechnet werden.“

Auch die Uniqa beobachtet den Trend, dass die Österreicher immer jünger mit der Vorsorge beginnen: In nur 16 Jahren sank das Einstiegsalter um zehn Jahre. „Grundsätzlich sollte mit der Pensionsvorsorge möglichst früh begonnen werden, um über die Laufzeit einen finanziellen Polster aufzubauen“, rät Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer Leben/Kranken bei der Generali. „Startet man in jungen Jahren, reichten oft niedrigere Beiträge für die Vorsorge“, so Manfred Rapf, Generaldirektor der Sparkassen-Versicherung. „In jüngeren Jahren sollten Kunden durchaus ein höheres Veranlagungsrisiko eingehen, um Chancen auf höhere Renditen zu wahren.“

Denn die Anforderungen an Pensionsvorsorge haben sich aufgrund der niedrigeren Zinsen gewandelt: „Weg von der primären Rendite-Erwartung hin zu ihrem Kernzweck, Risiken abzusichern“, sagt Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen. Diese hat seit Einführung des Pensionskontos 2014 mehr als 50.000 Verträge verkauft, Raiffeisen seit 2015 mehr als 80.000. Trotzdem warnt Dornaus: „Das Bewusstsein vorzusorgen, ist zwar vorhanden, aber noch nicht voll ausgeprägt.“ Und „für die Pensionsvorsorge kann es nicht früh genug sein“. Weiters, das betonen alle Anbieter, ist die Einstiegshürde gering. Bei der Grazer Wechselseitigen ist man bereits mit 20 Euro monatlich dabei.

Je älter, desto teurer wird der "Lückenschluss"

Die Palette an Vorsorgeprodukten reicht von einer klassischen Pensionsvorsorge bis zu fondsorientierten Produkten. Wozu raten nun die heimischen Versicherungsexperten? Eines vorab: Ob Mann oder Frau fürs Alter vorsorgt, ist seit Einführung der Unisex-Tarife kein Thema (mehr). Sehr wohl aber deren Vorsorgeverhalten: „Frauen sind tendenziell etwas vorsichtiger und weniger risikoaffin“, erklärt Martin Sturzlbaum von der Generali. Bei beiden Geschlechtern gilt es, klaffende Pensionslücken zu schließen – fehlen 500 Euro, „kostet eine komplette Lückendeckung für einen 20-Jährigen weniger als 150 Euro pro Monat, für einen 35-Jährigen mehr als 260 Euro und für einen 50-Jährigen fast 640 Euro monatlich“, rechnet Gernot Reiter, stv. Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen, vor. Geschlossen werden kann diese mit klassischen Kapitalversicherungen, die derzeit aber stagnieren, Hybridprodukten, die Sicherheit mit Ertrag verbinden, sowie fondsgebundenen Lebensversicherungen: „Da verzeichnen wir deutlich steigendes Interesse“, sagt Christine Dornaus (Wiener Städtische). Die Integration von Investmentfonds bringt zusätzliche Ertragschancen (aber auch -risiken).

Alternativen gibt es: etwa den Erwerb von Immobilien, die vermietet werden können. „Das ist aber nicht nur mit einer deutlich höheren Anfangsinvestition behaftet, sondern auch mit einem deutlich höheren Risiko, Stichwort Mietnomaden“, warnt Peter Eichler (Uniqa). „Die private Altersvorsorge ist das einzige Produkt, bei dem eine lebenslange monatliche Rente gewährt werden kann.“ Wer sich ein bestimmtes Zielkapital vornimmt, ist bei der klassischen Lebensversicherung sicher gut aufgehoben. Klaus Pekarek (Raiffeisen) rechnet vor: „Für ein garantiertes Ablösekapital von 70.000 Euro sind mit 20 Jahren 135 Euro monatlich anzusparen, mit 35 rund 202 Euro.“ Wer auf Nummer sicher gehen will, kann eine Ablebensversicherung mit einschließen. Denn die Absicherung der Hinterbliebenen ist auch ein wesentlicher Teil der Vorsorge.