Was können Unternehmen tun, um ihre Innovationskultur zu verbessern? Antworten dazu gab es bei den Innovationsgesprächen der „Innoregio Süd“, die die Kärntner und die steirische Industriellenvereinigung gemeinsam durchführen. Im Mittelpunkt stand dabei Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Innovation an der TU München. Sie wird von der Zeitschrift „Capital“ zu den „Top 40“ der digitalen Elite gezählt.

Eines sei sicher: Keine Branche bleibt von Umbrüchen verschont, alle werden früher oder später von neuen Konkurrenten attackiert, warnte Welpe. Das erkläre auch die schwindende Halbwertszeit von Unternehmen, die 1984 noch bei 30 Jahre lag und jetzt nur mehr fünf Jahre beträgt.

40 Prozent der heute weltgrößten Unternehmen könnte es in zehn Jahren gar nicht mehr geben. "Es wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann", sagt Welpe. „Das gilt selbst für Maschinenbauer, die in Zukunft vielleicht nur mehr einen Softwarecode erzeugen werden." Jedes Unternehmen müsse sich "die Frage aller Fragen" stellen: "Welche wertvolle Firma ist noch nicht gegründet worden?"

"Es fehlt an Innovationsexzellenz"

Es sei daher zu wenig, wenn Unternehmen bloß mit steigender Effizienz, sinkenden Kosten und besseren Prozessen auf Veränderungen reagierten: "Es fehlt an Innovationsexzellenz", appelliert sie. "Die erfolgreichsten Unternehmen haben heute nicht immer die beste Technologie, sondern das beste Kundenerlebnis und das beste Geschäftsmodell."

Moderne Unternehmen benötigten die "Beidarmigkeit", um das Geschäft von heute und das von morgen zu managen. Es gehe nicht mehr um die physische Innovation in Form besserer Produkte, sondern darum, individuelle Lösungen für Kunden zu schaffen.

Ein Unternehmen gilt laut Welpe nur dann als innovativ, sobald ein Viertel des Umsatzes mit Produkten erwirtschaftet wird, die in den letzten 19 Monaten entwickelt wurden. Um solcherart innovativ zu werden, benötigten die Firmen eine neue „Vertrauenskultur“.

Bei „3M“ gebe es diese bereits, berichtete Felix Thun-Hohenstein, Geschäftsführer der „3M Precision Grinding GmbH“. Mit dem Ziel, „so schnell zu werden wie die Kleinen. Wir sind in jedem Geschäftsfeld bereit, uns selbst zu kannibalisieren.“ Markus Leeb, Geschäftsführer von Leeb Balkone in Gnesau, befindet sich mit seinem Unternehmen mittendrin in der digitalen Transformation: "Wir arbeiten an der papierlosen Fertigung, digitalisieren unsere Konstruktionsprozesse in 3D." Forschungsdirektor Josef Affenzeller sieht die AVL List „auf dem Weg vom Motoren- zum Softwareentwickler." Die steirische Logicdata hat ihre Kultur bereits zeitgemäß ausgerichtet: "Unser Unternehmen fördert Freundschaften im Unternehmen, wir wollen Spaß haben und etwas erreichen", sagt Innovation-Manager Thomas Platzer.