Völlig unerwartet muss der Fassaden-Spezialist SFL Technologies in Stallhofen Insolvenz anmelden. 186 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen. Das Frühwarnsystem des AMS wurde aktiviert. Das Unternehmen strebt eine Fortführung an.

Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) und der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) berichten, wird als Insolvenzursache das Projekt Belvedere in Wien genannt. Hier wurde das Unternehmen durch die Signa-Gruppe von René Benko mit dem Bau von Alu-, Stahl- und Glasfassaden beauftragt. Das Volumen betrug 30,7 Millionen Euro.

Allerdings kam es zum Streit zwischen den Geschäftspartnern. Es gibt Auffassungsunterschiede bezüglich der rechtzeitigen Fertigstellung. Die Signa-Gruppe hat daraufhin 16,17 Millionen Euro einbehalten. Ein Gerichtsverfahren ist bereits anhängig.

Bei Signa heißt es auf Anfrage der Kleinen Zeitung, dass man sich zu einem "laufenden Verfahren nicht äußern kann".

Liquiditätskrise

Der Ausfall führte allerdings zu einer Liquiditätskrise und erschwert die Finanzierung laufender Projekte. Dadurch kam es auf der Aktivaseite zu einer erheblichen Wertberichtigung von 95 Millionen Euro auf nur noch 22,9 Millionen Euro. Auf der Passivaseite stehen 106 Millionen Euro.

Angestrebt wird ein Sanierungsverfahren - den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 20 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren angeboten. 17 Projekte werden derzeit bearbeitet, deren Finanzierung nun unklar ist. Die Weiterführung des Unternehmens wird nur nach Rationalisierungsmaßnahmen möglich sein. Wie viele der 186 Mitarbeiter ihren Job verlieren werden, ist unklar. "Das Ausmaß dieses Falles hat auch uns überrascht", sagt Franz Blantz vom AKV.

Die Insolvenz kommt für viele Beobachter überraschend, das Unternehmen galt als gesichert und liquide, es wurde laut KSV zwischen 2014 und 2016 eine Betriebsleistung zwischen 35 Millionen und 52 Millionen Euro erwirtschaftet. SFL hatte ein durchwegs positives EBITDA sowie eine Eigenkapitalquote von 27,2 Prozent. "Das Ausmaß dieses Falles hat auch uns überrascht", sagt Franz Blantz vom AKV.

Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Rechtsanwalt Axel Reckenzaun bestellt.

Land verspricht Hilfe im Fall von Kündigungen

Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ), für die Regionalentwicklung zuständig, hat gemeinsam mit Soziallandesrätin Doris Kampus jenen Beschäftigten, die infolge der Firmenpleite ihren Job verlieren, bereits Hilfe angeboten. „Gemeinsam mit dem Arbeitsmarkt-Service werden wir alles Menschenmögliche unternehmen, dass die von einer Kündigung betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so rasch wie möglich wieder Arbeit in der Region finden. Natürlich hoffen wir, dass SFL rasch mit den Sanierungsverfahren starten kann und möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Jobs behalten“, wird betont. „Wie auch immer dieser Prozess für die Betroffenen ausgeht – wir werden niemanden im Stich lassen“, verspricht Schickhofer.

Ähnlich formuliert es auch Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). Eine Weiterführung des Unternehmens werde Seitens des Wirtschaftsressorts nach Kräften unterstützt.