Die Aufregung war enorm. Seit Dienstag standen bei der oststeirischen Polstermöbelfabrik ADA in Anger alle Maschinen still. Das Unternehmen hatte Vorprodukte für Schaumstoff vom deutschen Chemieriesen BASF bezogen, der im Verdacht stand, krebserregend zu sein. Vorstand Gerhard Vorraber bestätigte am Donnerstag am Vormittag, dass daher fast 500 Mitarbeiter am Firmensitz in Anger (Bezirk Weiz) seit Dienstag nicht zur Arbeit kommen müssen. "Nachdem wir Ende vergangener Woche vom Schaumstoffhersteller in Deutschland informiert worden sind, haben wir die Produktion gestoppt", sagte er. Erst wenn geklärt ist, dass keine Gefahr für die Mitarbeiter besteht, soll mit "sauberem" Schaumstoff weitergearbeitet werden. Neben den Mitarbeitern in Anger sind auch einzelne Abteilungen in zwei ausländischen Niederlassungen der ADA betroffen.

Am Donnerstag am Abend gab es dann Entwarnung von BASF. "Im Rahmen einer Risikobewertung haben BASF-Experten erste Untersuchungen an verunreinigten Schäumen durchgeführt. Die Ergebnisse und weitergehende Berechnungen zeigen, dass nicht von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen ist", teilte der Konzern mit.

Eine Nachricht, die auch bei ADA mit "Erleichterung" aufgenommen wurde, wie Vorraber die Kleine Zeitung wissen lässt. Man habe richtig reagiert. "Am Montag wird die Produktion wieder voll anlaufen". Alle 500 Mitarbeiter werden wieder im Einsatz sein.

BASF stoppte Auslieferung von Vorprodukt

Zur Vorgeschichte: Der Chemiekonzern BASF hatte die Auslieferung des gesundheitsschädlichen Vorprodukts für Schaumstoff gestoppt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Belastung sei auf einen technischen Fehler in der Produktion zurückzuführen, die Ursache werde derzeit beseitigt. Konkret wurde zwischen dem 25. August und dem 29. September nach Angaben der BASF das Vorprodukt TDI ausgeliefert, das eine deutlich erhöhte Konzentration von Dichlorbenzol enthalte. Diese farblose Flüssigkeit könne Haut, Atemwege und Augen reizen und stehe unter dem Verdacht, Krebs zu verursachen. Von den 7.500 Tonnen TDI, die einen höheren Dichlorbenzol-Wert aufwiesen, seien rund zwei Drittel noch nicht weiterverarbeitet und würden von BASF zurückgeholt.

Vorraber erklärte, dass für die ADA-Möbelherstellung Schaumstoff, der genau jenes Vorprodukt enthält, gekauft und wohl auch schon verwendet wurde. Bei ADA war man in einer ersten Reaktion von einem "enormen Schaden" ausgegangen.

Die steirische ADA hat neben dem Hauptsitz in Anger auch Niederlassungen in Ungarn und Rumänien. Insgesamt werden knapp 2.700 Mitarbeiter beschäftigt. 2015 wurde in der Unternehmensgruppe laut Firmenbuch ein Umsatz von 163,45 Mio. Euro erzielt. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) betrug 4,83 Mio. Euro und der Cashflow belief sich auf 2,11 Mio. Euro.