Mit der Eröffnung des Alp.Lab am Gelände der Magna Steyr beginnt in Österreich die heiße Phase in Sachen autonomes Fahren. Die fünf Hauptpartner der "Austrian Light Vehicle Proving Region for Automated Driving" sind AVL List, Magna Steyr, das Kompetenzzentrum Virtual Vehicle (vif), Joanneum Research und die TU Graz. Als symbolischen Akt übergab TU-Graz-Vizerektor Horst Bischof ein Lenkrad an Thomas Zach symbolisch. Der Geschäftsführer hofft, dieses in weiter Zukunft nicht mehr beim Fahren zu brauchen, und schilderte im Rahmen der "Autocontact 2017" des ACstyria die Aufgaben des "ALP.Lab".

Magna übernahm die Gesamtkompetenz und wird sich mit dem Tochterunternehmen Telemotive AG beispielsweise um die Datenverarbeitung kümmern. Pro Testtag fallen derzeit mehrere Gigabyte an Daten aus den Fahrzeugen, der Umgebung und anderen Faktoren an. Das Volumen des Datenaufkommens wird künftig auch noch steigen und ein bis zwei Terabyte pro Stunde betragen, rechneten die Experten vor.

Tests auf der Straße

Wie weit die Partner im Bereich autonomes Fahren bereits sind, wurde vor Ort gezeigt. Seit Dezember existiert die Teststrecke für autonomes Fahren auf der A2. Unterstützt durch die Daten der Asfinag werden dort regelmäßig Testfahrten gemacht.

Dabei werden nicht nur Autos getestet, die bei der Magna selbst hergestellt werden, wie der 5er BMW. Auch Modelle von Mercedes, Tesla oder das Test-Auto des Virtual Vehicle fahren selbstständig auf der Autobahn. Die Tester stellen dabei fest, dass sich die Autos sehr unterschiedlich verhalten. Manche machen eher rasante Spurwechsel, andere lassen sich Zeit.

Doch auch auf der Magna-Teststrecke werden autonome Systeme getestet. Hier werden beispielsweise Fahrassistenzsysteme getestet und weiterentwickelt. In vielen neuen Autos bereits Standard ist der Notbremsassistent. Ab kommenden Jahr wird dieser auch Teil europäischen Sicherheitstests. Wer fünf Sterne will, muss ihn verbauen. Doch, selbst wenn dieses System schon etabliert ist, wird es laufend weiterentwickelt. Denn das Gerät soll nicht nur das Auto zum Stillstand bringen, es muss auch zwischen Kind und Hund unterscheiden, für letzteren wird nämlich nicht gebremst.

Virtuelle Testwelten

AVL List wird die Daten in die virtuelle Welt einspeisen und damit Teststände entwickeln, mit denen digital Szenarien deutlich schneller durchgespielt werden können, als in der Realität. Auf der realen Straße würden die Tests etwa acht Jahre dauern. Digital können sie auf eine Dauer von zwei Jahren reduziert werden, schilderte Zach. AVL liefert auch kombinierte Prüfstände, bei denen reale Fahrzeuge mit der virtuellen Umgebung verknüpft werden.

Die Autobahngesellschaft Asfinag ist ebenfalls als Partner mit dabei und steuert Infrastruktursensorik in Form von Video- und Datennetzwerken bei. Diese ergänzen die Daten aus den Fahrzeugen, die unter anderem auf den öffentlichen Teststrecken in der Steiermark gesammelt werden.

© Magna Steyr

Das "Herz" des "ALP.Lab" seien die Daten und die "Cloud", in die sie eingespielt werden, meinte der Geschäftsführer. Im ersten Jahr soll die dafür nötige Infrastruktur geschaffen werden. Nach drei Jahren wird das Alp.Lap sein volles Portfolio anbieten können, von Simulationen bis zu virtuellen Testständen. In fünf Jahren soll die Gesellschaft profitabel arbeiten. Während die Gesellschaft die Infrastruktur und die Planung für die Tests zur Verfügung stellt, definieren die Partner und Kunden, was sie brauchen, machen ihre Tests selber und werten diese auch selber aus.