Sehr spät sei es gewesen, dass man sich überhaupt mit dem Thema beschäftigte, „aber jetzt gehen wir in die Vollen“, sagt Angelika Kresch, Remus-Gründerin und Obfrau der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer. Die Rede ist vom Wertewandel der Generation Y, also der nach 1980 bis Mitte der 90er Geborenen. Zum ersten Mal liefert das Institut für Standort- und Wirtschaftsentwicklung dazu konkrete Daten aus einer Umfrage unter 119 Industriebetrieben.

Kresch: „Schon die hohe Beteiligung zeigt, wie brisant dieses Thema ist.“ Und: „Das Ergebnis ist für mich persönlich nicht überraschend.“

Fragenkatalog beim Einstellungsgespräch

Die Jungen sind bestens ausgebildet, das gilt sowohl im Vergleich zur Vorgängergeneration als auch im internationalen Kontext. Durch den demografischen Wandel ist die Generation bei Arbeitgebern begehrt, entsprechend selbstbewusst das Auftreten. „Beim Berufseinstieg befindet sich die Generation Y in der Bedürfnispyramide viel weiter oben als etwa meine Generation“, sagt Kresch.

Angelika Kresch (WK) und Markus Tomaschitz (AVL) präsentierten die erste Industrie-Umfrage zur Generation Y
Angelika Kresch (WK) und Markus Tomaschitz (AVL) präsentierten die erste Industrie-Umfrage zur Generation Y © WK/Fischer

So dreht sich die Situation immer öfter um. Nicht die jungen Leute bewerben sich bei den Unternehmen, sondern die Unternehmen bei den jungen Leuten. "Ins Vorstellungsgespräch kommen sie mit einem Fragenkatalog und fragen nach Dingen, über die ich mich seinerzeit nicht einmal nachzudenken getraut habe", sagt Kresch.

Darum geht es den Jungen der Einschätzung ihrer Arbeitgeber nach: Freizeit ist für 100 Prozent wichtig, für 80 Prozent sogar sehr. Es folgen die flexible Arbeitszeit (96 Prozent), Bezahlung (95), Teamwork (91), Weiterbildung (89), Ausstattung des Arbeitsplatzes (87), standortunabhängiges Arbeiten (83) und Eigenverantwortung (82). Karriere? Für 24 Prozent sehr wichtig, für 52 Prozent wichtig - gesamt 76.

Loyalität nimmt ab

Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber scheint hingegen kein sehr moderner Wert zu sein. Sie ist für 60 Prozent weniger oder gar nicht wichtig. „Wir leben in einer Welt der Vielfalt und der Auswahl“, erklärt Markus Tomaschitz, AVL-Personalchef. Sechs verschiedene Berufsstationen bis zum Alter von 30 seien keine Seltenheit. Im Wettlauf um gut ausgebildete Fachkräfte „müssen wir in junge Leute investieren und hoffen, dass sie bleiben oder eines Tages zurückkehren“. 51 Prozent der befragten Betriebe haben auf den Wertewandel reagiert und gehen auf die Wünsche ein, soweit dies möglich ist. 69 Prozent planen Maßnahmen in den nächsten drei Jahren. Doch stünden oft die Gesetze im Weg, kritisieren Tomaschitz und Kresch einmütig die festgefahrenen Fronten bei der Arbeitszeitflexibilisierung.

Der Wandel der Arbeitswelt ist nicht allein von der Digitalisierung getrieben. „2025 kommen 75 Prozent der Beschäftigten aus der Generation Y“, so Kresch. Es gelte, auch die rechtlichen Rahmenbedingungen an diese Herausforderung anzupassen. Gegen Fachkräftemangel müssten mehr junge Leute, vor allem Frauen, für die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) begeistert werden, so Tomaschitz.