Am 15. September endet die Angebotsfrist für die insolvente Air Berlin und deren Österreich-Tochter Niki. Für weite Teile gilt die deutsche Lufthansa als Favorit, die in Österreich die AUA (Austrian Airlines) betreibt. Zuletzt ist der Bieterkreis nochmals gewachsen.

Die Air-Berlin-Krise hat am Mittwoch das in Wien stattfindende Luftfahrtsymposium dominiert. Einschätzungen von Übernahmeangeboten und deren Chancen wurden abgefragt.

Wie ernst AUA-Chef Kay Kratky Interessensbekundungen einzelner Investoren beurteilt, darunter von Niki Lauda für Niki oder vom Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl für Air Berlin, behielt Kratky für sich. Er kenne keine Angebote von ihnen. "Ich hoffe, dass es nur ernsthafte Angebote werden."

Kleine kleine Transaktion

Air Berlin und Niki hätten nur seriöse Anbieter verdient, die ein vernünftiges Konzept böten und auch in der Lage seien, eine solche Transaktion zum Erfolg zu bringen, sagte Kratky vor Journalisten bei dem Symposium. "Das ist alles andere als eine kleine Transaktion."

Seine Gruppe habe die ganz besondere Situation um Air Berlin seit vielen Wochen und Monaten verfolgt. Nun seien noch ein paar Spätberufene gekommen, die jetzt Zeitnot beklagten. Auch die hätten sich mit ein wenig Vorbereitung früher einstellen können, findet Kratky.

Lufthansa als Favorit

"Wie die Würfel fallen, müssen wir abwarten", sagte der AUA-Chef. Dann müsse man schauen, wie die gedanklichen Szenarien real umgesetzt werden könnten, meinte er ohne das Lufthansa-Angebot für Air-Berlin-Teile bzw. für Niki näher zu beschreiben. "Die Zeit müssen wir uns nehmen."

Der deutsche Luftfahrtberater Ulrich Schulte-Strathaus äußerte sich heute skeptisch zu Niki Laudas Airline-Rückkaufbewerbung. Ob Niki eigenständig ("stand alone") bestehen könne, sei mit einem großen Fragezeichen zu sehen. Strathaus sieht wie viele andere die Lufthansa als aussichtsreichste Bewerberin für Maschinen und Crews der Air-Berlin-Gruppe. In seinen Augen geht die Konsolidierung bei den Airlines in Europa erstaunlich langsam voran. In den USA seien schon viel früher die Marktkräfte freigesetzt worden.

AUA-Chef sieht keine Monopol-Gefahr

Zu viel Marktmacht fürchten Kritiker eines Lufthansa-Deals. AUA-Chef Kratky hält Warnungen vor Monopolisierung und einer Auflösung des Wettbewerbs aber für "absurd". Ein starkes Drehkreuz brauche zumindest zwei starke Partner, neben dem Flughafen selbst sei eine "gewisse Marktplatzierung" des Home Carriers nötig. "Wir dürfen da auch keine nationale Brille aufsetzen, sondern müssen europäisch und global denken."

Im Wachstum will sich Kratky nicht nur an Opportunitäten orientieren. "Wir brauchen einen langfristigen Plan. Wenn sich am Weg etwas ergibt, nehmen wir das natürlich sehr gerne mit." In Wien wäre noch Platz.

Das Schicksal von Air Berlin und Niki beschäftigt auch den Flughafen Wien gerade intensiv. Eine wachsende AUA/Lufthansa/Eurowings-Gruppe ist den Managern am Airport lieber als eine weiter schrumpfende Air Berlin. Mit 7,5 Prozent Marktanteil von Air Berlin/Niki im ersten Halbjahr gehe es um eine relevante Größe und vor allem um viele Jobs. Flughafen-Vorstand Julian Jäger hofft auf möglichst rasche Entscheidungen. Es sei Unsicherheit im Markt. Ein "Grounding" der Air Berlin wäre für alle Beteiligten die schlechteste Lösung.