In seinem hellen Büro in Eberndorf/Dobrla vas hat Josef Rutar einen weiten Rundblick über das beschauliche Jauntal bis hin zum Hochobir. Ein Horizont, den Alleingeschäftsführer und Gesellschafter Josef Rutar und seine Familie mit ihrem Möbelhandelsunternehmen über drei Länder im Herzen Mitteleuropas ausgeweitet haben. "Aber das Hauptquartier ist wie vor 60 Jahren noch immer hier", sagt Rutar.

Zum Start Küchen nach Klagenfurt

Seit 43 Jahren führt er das Unternehmen. "Der Start war brutal, wir haben damit begonnen, Küchen nach Klagenfurt zu verkaufen." Inzwischen schaffen laut Rutar "in der gesamten Gruppe rund 1000 Mitarbeiter in drei Ländern einen Jahresumsatz von rund 100 Millionen Euro – mit einem ordentlichen operativen und bilanziellen Ergebnis", wie er betont. "Für die Auslandsexpansion braucht man eine solide Basis."

Familienunternehmen

„Wir steuern von hier aus auch die Auslandstöchter in Slowenien und Italien“, erklärt Josef Rutar. Seine Schwester und Mitgesellschafterin Andrea Rutar leitet Finanzen und Verwaltung, die Söhne Gregor (30, Vertrieb/Verkauf) und Simon (28, Produktmanagement, Einkauf, Expansion) stehen mit im operativen Geschäft.

Der Schritt über die Grenze war naheliegend angesichts des Wettbewerbs. "Kärnten ist das Bundesland mit der größten Ausstellungsfläche im Möbelhandel. Im Großraum Klagenfurt mit 200.000 Einwohnern sind alle Marken präsent." Eine vergleichbare Dichte bestehe selbst in Deutschland nicht – "da gibt es Städte, wo die Leute bis zu einer Stunde zu einem Möbelhaus anreisen müssen".

Wettbewerb mit Ikea, Lutz, Kika

Rutar gehört zu den wenigen regionalen Händlern, die sich in der Marktkonzentration behaupten können. In Österreich stemmt er sich gegen die drei großen Konkurrenten Ikea, Lutz mit Möbelix und Mömax sowie die südafrikanische Steinhof-Gruppe mit Kika/Leiner. Mittelständler wie Gröbl sind verschwunden. "Wir haben vor 30 Jahren die Einkaufsgemeinschaft Concorde gegründet mit dem jeweils größten Haus in allen Bundesländern. Davon gibt es noch uns, Ludwig in Wien und Föger in Tirol. Man hat aber nur mit geballter Einkaufskraft Macht."

Einkaufsmacht durch Fusion

Vor Jahren trat Rutar der Union Einkaufsgesellschaft in Deutschland bei, die mit 20 Mitgliedern 3,65 Milliarden Euro umsetzt. Nun hat man auch mit der VME fusioniert, mit der man 6,5 Milliarden Volumen auf die Waage bringt, von Italien bis Holland und die Schweiz. Rutar: "Wir sind die größte Einkaufsmacht in Kerneuropa."

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Ziele: Verona, Novo Mesto

Rutars Kerneuropa soll sich bald bis nach Verona und Novo Mesto, der südlichsten Stadt Sloweniens, erstrecken. "In Slowenien machen wir die Hälfte unseres Umsatzes. Mit der Öffnung der Grenze begann für uns mit dem ersten Möbelhaus in Ljubljana Rudnik eine neue Ära." Zwar muste man in den Finanzkrisenjahren 2008/09 hartes Lehrgeld zahlen, "seit einigen Jahren geht es in Slowenien aber wieder bergauf, weil Privatkredite wieder fließen." Zu den zwei Rutar-Möbelhäusern in Laibach und Marburg und den sieben Diskontgeschäften Dipo werde heuer der nächste Dipo in Nova Goriza eröffnet, 2018 in Novo Mesto. "Dann ist Slowenien bodenbedeckt."

"Italien ist ganz anders und von den Baugenehmigungen schwierig. Wir suchen laufend Projekte mit Betriebstättengenehmigungen", erzählt Rutar. Mit drei Dipos ist man derzeit in Tavagnacco (Udine), San Fior (Conegliano) und Zoppola (Pordenone) präsent. "Triest mit 200.000 Einwohnern ohne Möbelhaus ist ganz schwierig, da analysieren wir schon seit zwei Jahren." Aber können die Dipo-Möbel mit elegantem italienischen Design mithalten? "Italien ist nicht automatisch Design. Marken wie Molteni haben Weltruf, aber geringe Umsätze. Walcher in Friaul ist mit Marken wie Benz auf Highend-Stilmöbel ausgerichtet, daher ist das kein Konkurrenzverhältnis", meint Rutar, der in Italien demnächst Dipos in Mestre, Padua und Verona im Plan hat.

Online auf der Agenda

Im "Rutar-Land" pflegt man vier Sprachen, in der Firmenkommunikation auch Englisch. Warum aber geht Rutar von Eberndorf nicht gleich in die ganze Welt hinaus mit einem Online-Möbelhandel? "Das haben wir auf der Agenda, aber man muss wegen der hohen Kosten den rechten Moment treffen. Deutsche Kollegen haben sich wieder zurückgezogen. Derzeit sind die OnlineHandel-Anteile mit 7 bis 15 Prozent überschaubar." Am Ende entscheide der Kunde. "Und der will gerne auf dem Sofa Probe sitzen."