Eigentlich hat nach den steilen Steigerungen der Vorjahre niemand damit gerechnet, dass der Immobilienmarkt in Österreich weiter wächst. Doch Käufer und Verkäufer haben anders entschieden. Das hohe Preisniveau einerseits macht das Verkaufen attraktiv. Die niedrigen Kreditzinsen wiederum sprechen für eine Investition in Wohnung, Haus oder Grund. So haben im ersten Halbjahr 2017 exakt 60.312 Immobilien die Besitzer gewechselt, erklärt Re/Max nach einer Analyse des Grundbuchs.

Das sind um 1,4 Prozent mehr als 2016. Ein kleiner Zuwachs im Vergleich. In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl der Anträge in den Grundbuchsgerichten um insgesamt 60 Prozent nach oben gegangen.
Nach wie vor im Steigen begriffen ist auch der Wert der im ersten Halbjahr verbücherten Immobilien. Er erhöhte sich um 6,2 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro. Das ist einerseits ein Rekord, andererseits der geringste Anstieg seit der ersten Immo-Analyse durch Re/Max 2009.

Große regionale Unterschiede

Kennzeichnend für den Markt sind momentan große regionale Unterschiede. Kärnten und die Steiermark stechen heraus. In beiden Ländern sind die Verkaufswerte zweistellig gestiegen – in der Steiermark um 16 Prozent auf 1,5 Milliarden und in Kärnten um 15,5 Prozent auf 715 Millionen. Doch auch in und zwischen diesen Ländern gibt es signifikante Unterschiede.

Steiermark

Das Gesamtplus von 4,7 Prozent bei den 9069 Transaktionen täuscht, denn es beruht auf den Zuwächsen in wenigen Bezirken. Graz wird immer wichtiger. Bereits ein Drittel aller Immobilienkäufe entfallen auf die Landeshauptstadt. Auf ein Wachstum kommen nur noch die Südoststeiermark, die Bezirke Deutschlandsberg und Murau. Alle anderen Bezirke sind hinter dem Vorjahr. Der teuerste Handel fand in Graz statt. Um 20,1 Millionen Euro wurde in der Eggenberger Allee ein Gebäude mit 3000 Quadratmetern verkauft.

Eggenberger Allee in Graz: Schauplatz des 2017 bisher größten Immobilienverkaufes in der Steiermark
Eggenberger Allee in Graz: Schauplatz des 2017 bisher größten Immobilienverkaufes in der Steiermark © Jürgen Fuchs

Kärnten

Für Aufsehen sorgen in Kärnten einmal mehr Transaktionen in Maria Wörth. Ein Seegrundstück mit 4300 Quadratmetern wurde um 12,7 Millionen Euro verkauft, ein weiteres mit 5200 Quadratmetern an der Süduferstraße kostete 9,2 Millionen Euro und ein Objekt mit Boots- und Badehaus steht mit 7,6 Millionen im Kaufvertrag. Überhaupt erlebte Klagenfurt-Land, so Re/Max, eine „Kaufpreisexplosion“. Ein um 66 Millionen Euro höherer Wert bei den Immobilienverkäufen ergeben ein Plus von 79,4 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Käufe um 2,9 Prozent, Kärnten liegt in Österreich auf Platz sieben.

Maria Wörth war bis jetzt der Hotspot der Grundstückstransaktionen in Kärnten
Maria Wörth war bis jetzt der Hotspot der Grundstückstransaktionen in Kärnten © Elisabeth Peutz

Wien

Der Anteil der Hauptstadt am österreichischen Immobilienmarkt ist von 31,3 auf 30,3 Prozent gesunken. Doch fließt in Wien noch immer mehr Geld als in der Steiermark, Kärnten und Tirol zusammen – nämlich 4,2 Milliarden bei 10.175 Transaktionen. Ein Zinshaus in der Inneren Stadt kostete 48 Millionen – es ist der teuerste Kauf bis jetzt im Jahr 2017. "Sensationell" ist aus Sicht der Immobilienexperten aber der Umstand, dass der Verkaufswert in Wien nur um 2,7 Prozent gestiegen ist. 2016 lag diese Steigerung bei 34 Prozent, 2015 bei 20 Prozent und 2014 bei 33 Prozent.

Tirol

Ein Bundesland, das für kapitalintensive Immobilienkäufe bekannt ist, ist Tirol. Genauer gesagt der Nobelort Kitzbühel. Tatsächlich stieg der Immobilienwert 2017 ähnlich wie in der Steiermark um 16,7 Prozent an auf 1,7 Milliarden Euro. Wie so oft beginnt die Tiroler Liste der teuersten Verkäufe mit einem Einfamilienhäuschen im Bezirk Kitzbühel. Diesmal in Aurach bei Kitzbühel mit 5.000 Quadratmeter Grund um 13,5 Millionen Euro. Ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück kostete 11,8 Millionen. Ein echtes Schmankerl ist eine Dachgeschoßwohnung in Kitz - 400 Quadratmeter um 7,9 Millionen.

Re/Max-Chef Bernhard Reikersdorfers Prognose für das zweite Halbjahr: „Das Jahrhundertergebnis vom Vorjahr kann heuer vielleicht sogar übertroffen werden.“

Bernhard Reikersdorfer
Bernhard Reikersdorfer © APA/GEORG HOCHMUTH