Nach der ersten Unwetterwelle rechnete die Uniqa mit 1000 Schadensmeldungen und bis zu zehn Millionen Euro Schaden. Was bedeutet diese Größenordnung für die Versicherung?

HARTWIG LÖGER: Bezogen auf die Region ist es ein Katastrophenereignis. In der Gesamtsituation ist es für uns markant, aber dank unserer Risikostreuung nicht bedrohend. Es ist die Basis unseres Geschäftes, damit umzugehen. Ich war zum Zeitpunkt des Unwetters selbst in Gröbming, es war dramatisch.

Naturkatastrophen gehören ja schon zur traurigen Routine. Wie schnell kommt die Hilfe an?

JOHANNES RUMPL: Die Abwicklung hat sich durch die Häufigkeit verändert. Wir haben die Betreuer mit Kompetenzen ausgestattet, das heißt, sie können Schäden abwickeln. So sind wir unmittelbar spürbar. Ab einer Schadenshöhe von 5000 Euro kommen Sachverständige hinzu. Die allererste Sorge der Betroffenen ist aber die eigene Infrastruktur. Die Deckung der Schäden kommt danach.

Sind die Betroffenen ausreichend versichert?

LÖGER: Im internationalen Vergleich ist die Abdeckung gut. Individuell gibt es Unterschiede, da ist die Qualität der Beratung ein entscheidender Faktor. Im Hinblick auf Naturkatastrophen aber versuchen alle Versicherer Österreichs seit Jahren, über den Verband einen Pool zu schaffen - auf Basis einer gesetzlichen Grundlage. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, auf nationaler Ebene eine Lösung zu finden, die es möglich machen würde, in genau diesen Fällen eine bessere Versicherbarkeit zu geben.

Wie sieht Ihr Modell aus?

LÖGER: Wir haben Beispiele in der Schweiz und anderen Ländern, wo das Risiko Naturkatastrophe als automatische Zusatzversicherung in den Bereich Haushalt und Eigenheim gelegt wird. Nach unserem Modell, für das alle Versicherungen kämpfen, wäre es für Österreich flächendeckend gesetzlich vorgegeben.

Jeder Österreicher, jede Österreicherin müsste so eine Versicherung abschließen?

LÖGER: Wir als Erstversicherer haben nicht mehr die Kapazität, diese Schäden alleine stemmen zu können. Die Rückversicherer nehmen das Risiko nur noch limitiert.

Wäre es fair, die Versicherung auch außerhalb einer Risikozone abschließen zu müssen?

LÖGER: Wenn nur Personen in ausgesetzten Regionen die Deckung beanspruchen, fehlt der Ausgleich in der Masse. Den schaffen wir, indem wir eine Gesamtheit in die Versicherung bekommen. Das könnte den Katastrophenfonds entlasten.

HANNES KUSCHNIG: Vernünftig gemacht, kombinieren wir verschiedene Risiken - Schneedruck, Hagel, Überschwemmungen -, sodass das für jeden interessant ist. In Kärnten zum Beispiel war die Hagelzone lange Zeit nördlich von Villach. Dann rutschte sie nach Süden, und 2014 kam es in Villach zu einem extremen Hagelunwetter mit mehreren Tausend Geschädigten.

Woran scheitert dieses Modell?

LÖGER: Am politischen Willen. Wir können uns aber nicht mehr lange um eine Lösung herumschwindeln, da die Intensität jedes Jahr höher wird.

Die andere Variante wäre, dass sich Versicherungen stärker am Katastrophenfonds beteiligen.

LÖGER: Mein Zugang ist die flächendeckende, gesamtheitliche Versicherungslösung. Der Fonds unterliegt politischen Entscheidungen. Da gibt es immer eine Deckelung.

KUSCHNIG: Der Vorteil für den Kunden ist, er ist kein Bittsteller, sondern hat einen nachvollziehbaren Anspruch aufgrund einer Versicherung.

Wie sorgt die Uniqa für sich selbst vor?

LÖGER: Wir bilden für diese Schäden Rücklagen, die wir immer stärker dotieren müssen. In der Gesamtheit setzen wir aber auch auf einen Risikoausgleich. Wir haben in Österreich einen Gesamtumsatz von 3,6 Milliarden Euro an Prämien. Die Risikokapitalausstattung der Uniqa ist mit über 200 Prozent sehr stark. Dennoch müssen wir dieses Thema immer wieder an Rückversicherer auslagern.

RUMPL: Es gibt eine Eigenverantwortung der Kunden. Wir versuchen, auf unsere Kunden gerade beim Sturmrisiko einzuwirken, sprich, dass Dächer instand gehalten werden etc. Wir warnen 400.000 Kunden auch via Unwetter-SMS der Ubimet. Das funktioniert sehr gut.

LÖGER: Wir haben in den letzten Jahren 1,2 Millionen Warnungen hinausgegeben.

Welche Summe investiert die Uniqa in die Wetterwarnungen?

LÖGER: Das ist überschaubar und steht in keiner Relation zur positiven Wirkung. Es hilft, Schäden zu vermeiden, und ist eine Win-win-Situation.

Bin ich als Kunde verpflichtet, auf eine Wetterwarnung entsprechend zu reagieren?

RUMPL: Diese Frage bekommen wir oft gestellt. Aber wir prüfen es nicht nach.

KUSCHNIG: Es ist eine reine Dienstleistung. Es ist ja für niemanden lustig, einen Schaden zu haben, selbst wenn er versichert ist.

Johannes Rumpl, Hartwig Löger, Hannes Kuschnig (von links)
Johannes Rumpl, Hartwig Löger, Hannes Kuschnig (von links) © Ballguide