Das deutsche Umweltbundesamt (UBA) hat vor einem Monat wegen der hohen Nitratbelastung vor steigenden Preisen für Trinkwasser in Deutschland gewarnt. Wie das Ö1-Morgenjournal am Montag berichtete, ist in Österreich vor allem der Osten von Überschreitungen der Grenzwerte betroffen. Laut dem Umweltministerium ist die Problematik hierzulande jedoch bei weitem geringer.

Denn während laut UBA in Deutschland bei mehr als 27 Prozent der Grundwasservorkommen derzeit der von einer EU-Richtlinie festgesetzte Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überstiegen wird, sind es in Österreich zehn Prozent, sagte Robert Fenz, der im Umweltministerium die Abteilung für nationale und internationale Wasserwirtschaft leitet. Die Stickstoffverbindungen, die auch natürlich im Boden vorkommen, sind sowohl Bestandteil von Düngemitteln und Gülle und gelangen auf diese Weise zusätzlich in das Erdreich.

Österreich noch nicht verklagt

Während die EU Deutschland im November 2016 wegen der hohen Werte im Zuge eines Vertragsverletzungsverfahrens verklagt hat, war dies in Österreich noch nie der Fall, so Fenz. Es liegt auch bereits ein neuer Entwurf der Nitratrichtlinie in Begutachtung. Diese wird alle vier Jahre überprüft, um die Maßnahmen gegen zu hohe Nitratwerte zu verbessern. "Etwa geht es um den Zeitpunkt des Düngens, die mengenmäßige Reduzierung an den Bedarf der Pflanzen." Konkret brauchen etwa Betriebe in den östlich gelegenen Problemregionen für ihre Gülle statt einer Lageraumkapazität für sechs Monate in Zukunft eine für zehn Monate.

Die Frage ob Dünger oder Gülle stellt sich für den Experten nicht: "Es ist sinnvoll, wenn man eine Viehwirtschaft hat, die Gülle der Tiere gleich für die Düngung heranzuziehen, da die Herstellung stickstoffhaltiger Dünger mit einem enormen Energieeinsatz verbunden ist." Auch wenn die Handhabe beim Mineraldünger leichter sei, wäre Gülle allein der Umweltbilanz her zu bevorzugen.

Ostösterreich problematisch

Wichtig ist der Zeitpunkt des Einsatzes der Gülle, darum soll jetzt der Lagerraum auch erhöht werden: "Im Herbst, ab dem 15. Oktober, ist die Ausbringung etwa nicht mehr erlaubt. Wenn jemand nun zu 100 Prozent Mais anbaut, etwa in der Südoststeiermark, der kann nur im April und Mai düngen - daher der Handlungsbedarf", erläuterte Fenz die spezifischen Probleme der Schweine-Mais-Kombibetriebe, die auch in Teilen Oberösterreichs zu finden sind. Je weiter es gegen Osten geht, desto mehr wird in Österreich nicht die Düngung, sondern die dortige geringere Niederschlagsmenge zum Problem, weil das Nitrat dann länger im Boden gespeichert bleibt.

Die UBA warnte für Deutschland, dass Wasserversorger wegen des Nitrats teure Aufbereitungsmethoden einsetzen müssten, was für eine vierköpfige Familie Mehrkosten von rund 130 Euro im Jahr bedeuten würde. "Nitrataufbereitungsanlagen gibt es bei uns kaum, da sich die Wasserversorger mit überregionalen Leitungen behelfen, indem man Wasser aus Gegenden, die nicht belastet sind, in belastete leitet." Würden bei uns Maßnahmen notwendig sein, würden die Kostensteigerungen in einem sehr überschaubaren Rahmen bleiben, ist Fenz überzeugt. Das betreffe auch nitratbelastete Regionen, wie das nördliche Burgenland und das Marchfeld. Österreich sei insgesamt von den Niederschlägen her gesehenen in einer glücklicheren Lage, zu der auch die Infrastruktur ihren Beitrag leistet, schloss Fenz. So gibt es etwa in ganz Westösterreich keine Grenzwertüberschreitungen zu vermelden.