Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny hat schon bisher nicht mit Kritik an Kryptowährungen gespart. Gegenüber der Presse bekräftigt er seine Skepsis und verbleicht die aktuellen Kursschwankungen bei Bitcoin mit der Tulpenmanie des 16. Jahrhunderts in Holland. Sie gilt als die erste Spekulationsblase der Geschichte.

Doch, auch wenn Nowotny die Hacker-Währung ablehnt, die Blockchain, die Technologie hinter Kryptowährungen interessiert auch die Notenbanken. Mehrere Zentralbanken würden bereits an eigenen digitalen Währungen auf Blockchain-Basis arbeiten, unter anderem die Bank of England. Für Studien simuliert sie intern die Ausgabe und Freischaltung von Hybridgeld. Für den Echtbetrieb mit Zentralbank-Kryptogeld dürfte es aber noch Jahre dauern.

"Die Antwort der Zentralbanken auf Bitcoin dauert nicht Monate, sondern noch Jahre", sagten auch Experten am Montag bei der Volkswirtschaftlichen Tagung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in Wien. Bei der Tagung ging es um diese Weiterentwicklung im Zahlungsverkehr.

Technik hinter Bitcoin

Die Notenbanken prüfen schon lang den Einsatz so genannter Blockchain-Technologien für den Zahlungsverkehr, meist mit den großen Geschäftsbanken zusammen. Bekannt wurde das Verfahren vor allem als Technik hinter der Digitalwährung Bitcoin. Bitcoins selbst werden nicht von Zentralbanken bzw. Geschäftsbanken geschaffen. Sie suchen nun eine eigene Antwort darauf, Pläne für eigenes digitales Zentralbankgeld anstelle von Banknoten und Münzen seien aber in einem sehr frühen Stadium.

Bevor Zentralbanken selbst virtuelles Geld ausgeben, sind laut OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny eine Vielzahl technischer, rechtlicher und vertraglicher Fragen, Sicherheits- und Transparenzthemen, aber auch die Preisgestaltung abzuklären. Bitcoin indes hält Nowotny für absolut intransparent, ein System ohne Kontrolle.

Problem der Kontrolle

Aufsichtsrechtlich ist der Ersatz von Bargeld durch Cyber-Geld a la Bitcoin & Co bisher ein Problem. "Wer kontrolliert den Rechner?", wird etwa für Vizegouverneur Andreas Ittner eine entscheidende Angelegenheit.

Solange Rechner in China oder Venezuela stehen, weil dort der Strom billig sei, sehen Notenbanker in Europa bisherige Netz-Währungen skeptisch. Bitcoin habe auch "nichts mit Geld zu tun", sagte ein Wiener Notenbanker am Montag. Es sei pure Spekulation, habe Sicherheitslücken, sei anfällig für Hacker und Phishing und durchaus oft letztes Vehikel von Leuten, die legales Geld aus gutem Grund scheuten. Vor wenigen Wochen bekam Bitcoin noch den Geruch einer Erpresserwährung ab, als Hacker nach groß angelegten Cyber-Attacken von ihren Opfern Bitcoin verlangten.