Eineinhalb Wochen vor der Unterhauswahl in Großbritannien ist der Vorsprung der regierenden Konservativen vor der Labour-Partei stark geschrumpft. Die Tories von Premierministerin Theresa May liegen nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des britischen ORB-Instituts lediglich sechs Prozentpunkte vor Labour. Die Konservativen kamen auf 44 und Labour auf 38 Prozent.

Befragungen durch vier andere Meinungsforschungsinstitute ergaben zwar einen größeren Abstand von 7 bis 14 Prozentpunkten zwischen den großen Parteien. Im April waren die Konservativen aber noch mit über 20 Prozentpunkten vor der Arbeiterpartei von Jeremy Corbyn gelegen.

Kürzung im Sozialbereich

Grund für die schlechten Umfragewerte der Konservativen dürften vor allem angekündigte Einsparungen bei den Sozialleistungen sein, die vor allem viele Ältere treffen. So soll eine Heizzulage nicht mehr allen Pensionisten gewährt werden. Streit gab es auch um Pflegekosten.

Die Umfragen haben aber Haken: May wird von vielen Briten für den besseren Premier gehalten; sie trauen das Amt dem Altlinken Corbyn nicht zu. Außerdem hat Großbritannien ein reines Mehrheitswahlrecht. Nur wer in seinem Wahlkreis mehr Stimmen auf sich vereint als jeder der Mitbewerber erhält einen Sitz im Parlament. Es gibt 650 Wahlkreise.

Die Liberaldemokraten kamen in den Umfragen auf 7 bis 9 Prozent, die EU-feindliche und rechtspopulistische UK Independence Party auf 4 bis 5. Alle Befragungen erfolgten nach dem Terroranschlag von Manchester.

Die Briten werden am 8. Juni ihr neues Parlament wählen. Mit der vorgezogenen Abstimmung will sich May mehr Rückendeckung für die bevorstehenden Verhandlungen zum EU-Austritt (Brexit) verschaffen.