Maltas Regierungschef Joseph Muscat hat Medienberichte über mutmaßlich zweifelhafte Steuerpraktiken europäischer Konzerne in seinem Land zurückgewiesen. "Nichts in den Malta-Dateien ist wirklich geheim", sagte Muscat am Samstag mit Blick auf die Enthüllungen in Medien vor Journalisten in Valletta.

"Behauptungen über Offshore-Unternehmen in Malta sind sachlich falsch", fügte der Ministerpräsident des kleinen EU-Mitgliedslandes hinzu.

Das Recherchenetzwerk European Investigative Collaboration (EIC) hatte in den vergangenen Monaten zwei Datensätze, die sogenannten Malta Files, ausgewertet. Darin sind Personen und Körperschaften aufgeführt, die Verbindungen zu 53.247 in Malta registrierten Unternehmen haben.

Laut "Kurier" befinden sich auf der Liste auch 2.553 Einträge zu zum Teil prominenten Österreichern. So betreibt die AUA auf Malta eine Gesellschaft für Leasing-Flugzeuge, der Caterer Do&Co besitzt gleich mehrere Unternehmen. Raiffeisenbanker Herbert Stepic und Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer firmieren als Aufsichtsräte von Novia Management. Von dem heimischen Banken ist die Tiroler Sparkasse Schwaz vertreten. Dem Finanzministerium ist laut "Kurier" die 2,63 Gigabyte große Datei ebenfalls zugespielt worden. Diese prüfe nun, ob Steuervermeider darunter seien.

Fünf Prozent Steuern

Auf Malta anfallende Gewinne müssen ausländische Unternehmen lediglich mit rund fünf Prozent versteuern. Allerdings nur, wenn die Unternehmen auf der Insel auch wirklich Geschäfte machen.

Muscat nannte in seiner Reaktion auf die Medienberichte Maltas Steuerpolitik ein "wettbewerbsfähiges System". Die Kritik daran rühre daher, dass andere Länder die an Malta entrichteten Steuern gerne selber einnähmen.

Nach Angaben des französischen Enthüllungsportals "Mediapart" entzieht die rund 430.000 Einwohner zählende Insel den anderen Staaten der EU jährliche Steuereinnahmen in Höhe von zwei Milliarden Euro.

Pünktlich vor Parlamentswahl

Die Enthüllungen treffen Malta kurz vor der vorgezogenen Parlamentswahl. Muscat hatte den Urnengang für den 3. Juni angesetzt, weil er wegen massiver Vorwürfe im Zusammenhang mit den "Panama Papers" unter Druck steht. So besitzt Muscats Frau Michelle eine Offshore-Firma in Panama. Dies ist in Malta nicht strafbar, allerdings werden derartige Firmen vielfach zur Geldwäsche genutzt.

Im April demonstrierten tausende Menschen in Malta gegen Korruption, nachdem bekannt geworden war, dass Muscats Energieminister Konrad Mizzi und sein Stabschef Keith Schembri Offshore-Firmen besitzen.