Ungeachtet der Warnungen von Behörden sind einige Opfer der weltweiten Cyber-Attacke auf die Lösegeldforderungen der Angreifer eingegangen. Die IT-Sicherheitsfirma Digital Shadows teilte am Sonntag mit, sie habe Transaktionen in der virtuellen Währung Bitcoin im Wert von 32.000 Dollar registriert. Der Anti-Virenprogramm-Hersteller Symantec sprach von 81 Transaktionen im Umfang von 28.600 Dollar.

Die erpresserische Schadsoftware mit dem Namen "WannaCry" hatte sich über das Wochenende auf mehr als 200.000 Ziele in über 150 Ländern verbreitet. Experten und Behörden gehen davon aus, dass die Zahl der infizierten Computer steigt, wenn am Montag zahlreiche Rechner erstmals nach dem Wochenende wieder hochgefahren werden.

Der Cyberangriff hatte am Freitag begonnen und Banken, Krankenhäuser und Regierungsbehörden getroffen. Auch zahlreiche Unternehmen zählten zu den Zielen, darunter die Deutsche Bahn, der Automobilkonzern Renault, der Telefon-Riese Telefonica und das russische Innenministerium sowie weitere Großunternehmen. In China sollen nach Angaben der Internetfirma 360 Security knapp 30.000 Institutionen betroffen sein - von Regierungsbehörden, Universitäten bis hin zu Bankomaten und Spitälern.

Microsoft ortet Angriff als "Weckruf"

Die Schadsoftware verschlüsselt Daten und legt Rechner damit lahm. Auf dem Bildschirm erscheint lediglich die Aufforderung, innerhalb von drei Tagen 300 US-Dollar in der Internet-Währung Bitcoin zu überweisen. Sollte binnen sieben Tagen keine Zahlung eingehen, würden die verschlüsselten Daten gelöscht. In mehreren Ländern warnen Behörden davor, den Geldforderungen nachzukommen, da es keine Garantie gebe, dass die Daten auf den betroffenen Computern tatsächlich wieder freigegeben würden.

Nach dem weltweiten Hackerangriff auf Computersysteme wirft Microsoft den Regierungen eine Mitverantwortung vor. Nach Ansicht von Microsoft-Rechtsvorstand Brad Smith haben Behörden nicht ausreichend vor von ihnen entdeckten Software-Schwachstellen gewarnt. "Die Regierungen der Welt sollten diesen Angriff als Weckruf begreifen", betonte Smith am Sonntag in einem Blog-Beitrag.

Smith weiter: "Wir brauchen Regierungen, die sich des Schadens für Zivilpersonen bewusst sind, der aus dem Anhäufen und Ausnutzen solcher Software-Sicherheitsprobleme entsteht."

Europol mit vorsichtiger Entwarnung

Die europäische Polizeibehörde Europol hat am Montagvormittag indes vorsichtige Entwarnung gegeben. Eine weitere massenhafte Ausbreitung der Schadsoftware sei offenbar vermieden worden, sagte ein Europol-Sprecher in Den Haag. "Die Zahl der Opfer ist offenbar nicht weiter nach oben gegangen, bisher scheint die Lage in Europa stabil. Das ist ein Erfolg."

Offenbar hätten eine Menge Experten am Wochenende "ihre Hausaufgaben gemacht" und die Sicherheitssysteme aktualisiert.