Der Kurs des Euro hat am Montag wieder etwas von den starken Gewinnen nach dem Wahlausgang in Frankreich abgegeben. In der Früh kostete ein Euro 1,0856 US-Dollar. Nach Veröffentlichung der Hochrechnung im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen war der Kurs der Gemeinschaftswährung zeitweise bis auf 1,0937 Dollar gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit November.

Der europafreundliche Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron und die Chefin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, treten am 7. Mai in der Stichwahl um das Amt des französischen Präsidenten an. Ökonomen und Analysten äußersten sich hoffnungsvoll, vor allem da Macron in den Umfragen deutlich voran liegt.

Die Stimmen im Überblick:

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK: "Ein Wahlsieg Macrons am 7. Mai könnte die EU und die Eurozone stärken. Macrons Reformagenda setzt auf ausgeprägte wirtschaftsliberale Elemente, gleichzeitig soll allerdings die Unterstützung für Menschen mit schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt gezielt ausgebaut werden."

BLACKROCK INVESTMENT INSTITUTE: "Wir gehen davon aus, dass französische Staatsanleihen sich im Vergleich zu deutschen Staatspapieren erholen. Gleichzeitig erwarten wir, dass die Renditen von Bunds als sichere Häfen ihre jüngsten Rücksetzer teilweise wieder gutmachen und dass die Renditen insgesamt steigen."

IFO-CHEF CLEMENS FUEST hofft auf eine "Wende zum Besseren" für Frankreichs Wirtschaftspolitik. Macron wolle den Staatssektor in der französischen Wirtschaft verkleinern und bessere Bedingungen für Investitionen und Beschäftigung erreichen.

"Ob er diese Reformen umsetzen kann, wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, auch die Parlamentswahlen zu gewinnen", erklärte der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung am Montag in München.

"Positives Zeichen für EU und Euro"

Der Wirtschaftsforscher MICHAEL HÜTHER sieht im Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich ermutigende Signale für Europa. "Die Achse Paris-Berlin kann wieder zu einem starken Motor werden. So ist das Schlimmste erst einmal verhindert worden"

"Es handelt sich um ein positives Zeichen für EU und Euro", sagte auch der Chefanalyst der Erste Group, FRIEDRICH MOSTBÖCK, am Montag im APA-Gespräch. Das Ergebnis helfe Frankreich, Italien und Spanien bei Staatsanleihen.

Bei den Staatsanleihen hat es laut Mostböck bereits eine leichte Drehung gegeben. Die Zinsen für zehnjährige Frankreich-Papiere sind Montagfrüh von 0,93 Prozent auf 0,86 Prozent gesunken, jene für fünfjährige Staatsanleihen von 0,33 auf 0,25 Prozent. Umgekehrt bei deutschen Papieren: Fünfjährige Anleihen stiegen von minus 0,45 auf minus 0,34 Prozent Negativzins. Der Fachmann sieht darin eine "leichte Entspannung der Kapitalmärkte, die auch Ländern wie Spanien und Italien zugutekommen dürfte".

RAIFFEISEN RESEARCH teilte per Aussendung mit, dass die Finanzmärkte in den vergangenen Wochen ein "Worst-Case-Szenario" mit einem Duell der extrem rechten Le Pen mit dem Linksaußen-Kandidaten Jean-Luc Melenchon bereits eingepreist hätten, das in den Tagen vor der Wahl großteils wieder ausgepreist worden sei.

DAX auf Rekordkurs

Die Börsen reagierten auf den Gewinn Macrons mit Kursgewinnen. Der französische Aktienindex CAC-40 stieg knapp nach Handelseröffnung um 3,84 Prozent auf 5.253,28 Punkte. Auch an anderen Börsen ging es nach oben. Der Euro-Stoxx legte im Frühhandel 3,15 Prozent zu, der Wiener ATX stieg um 1,90 Prozent. 

Der DAX erreichte indes sogar ein neues Rekordhoch. Deutschlands wichtigster Aktienindex überspringt am Tag nach dem ersten Votum die Marke von 12.390 Punkten, die im April 2015 erreicht wurde.