Zur Bewältigung von Folgen der Schuldenkrise beim kroatischen Agrokor-Konzern werden Serbien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro gemeinsame Schritte unternehmen. Dies wurde heute, Mittwoch, bei einem Treffen der Handelsminister der vier Staaten in Belgrad vereinbart. Agrokor hat rund zwei Milliarden Schulden angehäuft und den kroatischen Staat um Hilfe ersucht. Kroatien setzte per Gesetz einen staatlichen Sanierer ein, um das systemrelevante Unternehmen vor dem Zusammenbruch zu retten. Zehntausende Arbeitsplätze - nicht zuletzt bei den Lieferanten des Handelskonzerns (Konzum, Mercator) - stehen auf dem Spiel.

Balkanstaaten wollen Geldabfluss verhindern

Wie die staatliche Presseagentur Tanjug meldete, wurde ein Minister-Team gebildet, das in ständigem Kontakt steht und gemeinsame Aktivitäten zum Erhalt von Arbeitsplätzen, zum Schutz von Lieferanten und zum Stabilisieren der Geschäftsführung der Agrokor-Tochterfirmen in jedem der vier Staaten vereinbaren soll. Jedes Land werde zudem Finanzkontrollen bei den Agrokor-Tochterfirmen im Einklang mit der jeweiligen Gesetzgebung vornehmen. Man habe ähnliche Probleme und wolle gemeinsame Lösungen finden, erläuterte der serbische Handelsminister Rasim Ljajic im Anschluss an das Treffen.

Allerdings wurden zu dem heutigen Treffen keine Vertreter Kroatiens eingeladen. Man sei bereit, in einer späteren Phase auch mit der kroatischen Regierung zu reden. Zur Zeit werde die Situation in Kroatien beobachtet und es würden Lösungen zur Abwendung von Schaden für die Tochterfirmen in den vier anderen Staaten erwartet, so Serbiens Minister.

Die Verabschiedung eines Sondergesetzes zur Lösung des Agrokor-Problems in Serbien schloss Ljajic nach dem Ministertreffen aus. Nach Kroatien hatte sich in der Vorwoche auch Slowenien entschlossen, in der Agrokor-Krise mit Hilfe eines Sondergesetzes zu intervenieren.

Dem Ministertreffen wohnte auch Serbiens Premier Aleksandar Vucic bei, der Medienberichten zufolge feststellte, dass die serbische Handelskette Mercator S einen finanziellen Vertrag mit der slowenischen Mercator habe, was ihr eine gewisse Unabhängigkeit vom Agrokor-Konzern sichern würde. Man würde allerdings nicht zulassen, dass die Schulden gegenüber den Lieferanten auf die serbischen Tochterfirmen überwälzt würden, meinte Vucic, ohne nähere Angaben zu machen.

Die slowenische Agrokor-Tochter Mercator beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiter, in Serbien und Bosnien sind es früheren Medienberichten zufolge etwa 20.000 Arbeitnehmer.