Katia Wagner, ehemalige Miss Earth und Besitzerin von drei Waxing-Studios in der Wiener City, lässt sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Den Wickel mit den Behörden macht sie noch kämpferischer. „Diese Woche hat man mir die Steuerprüfung auf den Hals gehetzt“, so Wagner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Gefunden hat man nichts, es war alles korrekt.“

Wagner lieferte in den letzten Wochen mit ihren Facebook-Einträgen, in dem sie – je nach Sichtweise – über die Kontrollbesuche bzw. Schikanen des Arbeitsinspektorats berichtete, für Schlagzeilen. So wurde beanstandet, dass im Waxing-Bereich das Fenster ins Freie fehle, die Decke im Lokal um vier Zentimeter zu tief hänge, der Mitarbeiterbereich zu klein sei, ein dritter Fluchtweg fehle. In der Zwischenzeit ist der Fall gerichtsanhängig.

Die ehemalige Schönheitskönigin und nunmehrige Unternehmerin polarisiert die Öffentlichkeit: Die einen bewundern sie als eine Art von Freiheitskämpferin, die gegen die unsinnige staatliche Überregulierung im gewerblichen Bereich ankämpft, andere halten sie für eine kalte Kapitalistin, die sich aus reiner Profitmaximierung über die Grundgesetze des Arbeitsnehmerschutzes hinwegsetzt. Vor wenigen Wochen stattete ihr Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner einen - nicht ganz unumstrittenen - Solidaritätsbesuch ab.

„Ich mache sicher nicht mehr so weiter“, erklärt Wagner. Vielleicht steige sie ganz aus, vielleicht entlasse sie die Mitarbeiter in die Selbstständigkeit. „Am Wochenende entscheiden wir, ob bzw. wie wir weitermachen.“ Bis zu 70 Arbeitsplätze sind in Schwebe.

Heute vormittags nimmt Wagner auf Einladung des Wirtschaftsministers an einem Reformgespräch zum Arbeitnehmerschutz teil. Im Ministerium wird betont, die Waxing-Affäre sei lediglich der Anlass zu der Veranstaltung. Mitterlehner konnte für den Gipfel neben einer Reihe von Unternehmern, darunter Josef Resch (Resch & Frisch) oder Hotel-Präsidentin Michaela Reiterer auch Sozialminister Alois Stöger und ÖGB-Chef Erich Foglar gewinnen. Zu Mittag will man vor die Medien treten und – so Mitterlehners Hoffnung – einige Fortschritte verkünden.

„Die Gesetze und Verordnungen werden von gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen überholt“, so der Wirtschaftsminister. „Arbeitnehmerschutz ist wichtig, aber die Vorschriften sind kein Selbstzweck und müssen praktikabel und finanzierbar sein. Sonst sinkt die Akzeptanz bei Betrieben und Mitarbeitern.“

Kurzfristig sollen, so Mitterlehners Hoffnung, überflüssige Meldepflichten gestrichen oder Kontrollen verringert werden. „Es ist doch absurd, dass Betriebe sogar Beinahe-Unfälle, bei denen nichts passiert ist, melden müssen. „ Auch sollen die Begehungs-Intervalle für kleinere Betriebe, bei denen nur ein geringes Risiko besteht, verlängert werden. „Ein Büro ist kein Stahlwerk.“