Was muss Kärnten verbessern, um eine Top-Region zu werden?
Stefan Höffinger: Die Region Utrecht hat einen Plan und eine maßgeschneiderte Strategie. Nicht zuletzt das macht Utrecht zur wettbewerbsfähigsten Region am Kontinent. So eine Strategie ist für Kärnten nicht erkennbar. Den größten Abstand zur Spitze und damit das größte Potenzial gibt es bei Infrastruktur, höherer Bildung und Technologie. Da kann man viel verbessern.

Wo sehen Sie den größten Aufholbedarf für Kärnten?
Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, privaten und wissenschaftlichen Akteuren ist in den Spitzenregionen nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern wird konkret, messbar und ambitioniert vollzogen. Expertise wird in Utrecht auch von außen, etwa mit anderen Spitzenregionen wie Oberbayern – auf Rang acht –, hereingeholt, ein sportlicher Austausch auf hohem Niveau. Hier werden neue, unkonventionelle Wege gegangen, das sollte sich auch Kärnten genau ansehen.

In Kärnten ist der Technologiewert sehr niedrig, trotz Bemühungen. Warum und was wäre zu tun, damit dies deutlich besser wird?
Output statt Input anzusehen. Es wird bei uns viel hineingesteckt, aber es zählt, was herauskommt. Die Leistungsfähigkeit unserer Systeme ist zu überprüfen. Infineon in Villach ist gut, aber es braucht eine echte Technologie-Strategie für das 21. Jahrhundert, welche die Wettbewerbsfähigkeit stärkt – gerade weil Norditalien schwächelt und sich im Süden noch kein echter Hotspot für Innovation und Technologie wie etwa in Süddeutschland herauskristallisiert hat. Ich sähe da große Chancen für Kärnten, weit über das Start-up-Thema hinaus.

Gibt es Potenziale, die schnell und effektiv zu einer Verbesserung im Ranking führen können?
Utrecht ist mit seiner integrierten „Green/Health/Smart“-Strategie hervorragend gefahren und so zur wettbewerbsfähigsten Region geworden. So etwas wäre, maßgeschneidert für Kärnten, sinnvoll – bei Technologie und Innovation erscheinen mir die Hebel am unmittelbarsten.

Was muss Kärnten mit größter Priorität behandeln?
Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen – Rang 120 in Europa kann den Ansprüchen von Kärnten als Top-Region Europas nicht gerecht werden. Und der Index der Kommission ist fundiert, solide und fair und bewertet alle Regionen nach den gleichen Maßstäben. Die Verantwortlichen sollten das professionell anpacken, schon allein im Interesse der nächsten Generation.