Vor dem Landgericht Stuttgart findet heute der Prozess gegen den einstigen Drogeriemarkteigentümer Anton Schlecker statt. Ihm wird vorgeworfen, im Zusammenhang mit der Insolvenz seines Unternehmens Vermögen beiseite geschafft zu haben. Auch österreichische Immobilien und die Österreich-Tochter von Schlecker könnten im Prozess eine Rolle spielen.

Angeklagt sind auch seine Frau Christa, und die beiden Kinder Lars und Meike. Über sie ist wenig bekannt. Die Schleckers scheuen die Öffentlichkeit, seitdem die beiden Kinder im Jahr 1987 entführt worden waren.

Anton Schlecker - Der 72-Jährige ist der große Unbekannte. Selbst örtliche Politiker und Wirtschaftsvertreter haben kaum Kontakt zu ihm. Nach der Pleite soll sich Anton Schlecker auch von Vertrauten zurückgezogen haben. Der gelernte Metzgermeister eröffnete 1975 den ersten Schlecker-Markt. Bereits zwei Jahre später betrieb er schon mehr als 100 Filialen. Er baute ein Imperium auf und beschäftigte in Glanzzeiten mehr als 55.000 Menschen. Konkurrent Dirk Roßmann, der Schlecker und dessen Frau seit Jahren kennt, sagte jüngst in einem Beitrag des SWR: "Fleißig waren die beiden, unglaublich." Außerdem seien sie hilfsbereit und großzügig gegenüber Freunden.

Zehn Monate Haft auf Bewährung in den 1990er-Jahren

Im Geschäft hingegen achtet Schlecker auf jeden Cent. Er und seine Frau wurden in den 1990er-Jahren zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt, weil sie hunderte Mitarbeiter jahrelang unter Tarif bezahlt hatten. "Aber ich muss deutlich sagen: Er ist ein Geschäftsmann, kein Unmensch", sagte Sohn Lars einmal dem "Manager Magazin" über seinen Vater.

Christa Schlecker - Über Anton Schleckers Frau ist am wenigsten bekannt. Sie wird als "resolut" beschrieben. Christa Schlecker galt als enge Vertraute Antons und soll zusammen mit ihm das berüchtigte Kontrollnetz über Mitarbeiter errichtet haben.

Sohn Lars saß in der Geschäftsführung

Lars Schlecker - Der heute 45-Jährige saß mit in der Geschäftsführung des Schlecker-Imperiums. Er wurde an der European Business School in London ausgebildet und machte im Jahr 2000 an der Steinbeis-Hochschule in Berlin seinen Master of Business Administration. Zu Zeiten des Internet-Hypes sammelte Lars Schlecker unternehmerische Erfahrungen als Gesellschafter des B2B-Portals Surplex.com.

Mit seiner Schwester verbindet ihn eine schreckliche Erfahrung. Zu Weihnachten 1987 wurden die Schlecker-Kinder entführt. Vater Anton handelte die Lösegeldforderung der Erpresser von 18 auf 9,6 Millionen Mark herunter. Das Geld wurde gezahlt, die Kinder konnten sich aber selbst befreien. Nach einem Bankraub wurden die Entführer 1998 gefasst.

Tochter Meike verkündete 2012 die Pleite

Meike Schlecker - Lars' zwei Jahre jüngere Schwester (43) legte eine mustergültige Karriere vor. Sie studierte an der renommierten IESE Business School in Barcelona, ist aber schon etwa seit dem Jahr 2000 im Unternehmen beschäftigt. Meike Schlecker war es, die sich 2012 vor Journalisten stellte, um die Pleite zu verkünden. Es war der erste öffentliche Auftritt der Schlecker-Familie seit dem Prozess gegen die Entführer der Kinder im Jahr 1999.

Die deutsche Drogeriemarktkette Schlecker hatte 2012 Insolvenz angemeldet. Rund 25.000 Beschäftigte verloren durch die Pleite ihren Arbeitsplatz. Die österreichische Schlecker-Nachfolgegesellschaft dayli meldete ein Jahr später Insolvenz an. Mehr als 3000 dayli-Beschäftigte - vorwiegend Frauen - verloren hierzulande ihren Job.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft Schlecker vor, im Zuge der Insolvenz in 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft zu haben. Fünf Tage vor der Insolvenz verkaufte Anton Schleckers österreichische Firma Logistik Service Center GmbH zwei Auslieferungslager in Gröbming (Stmk) und Pöchlarn (NÖ) und die österreichische Schlecker-Firmenzentrale in Pucking (OÖ) angeblich unter Wert an seine Kinder Lars und Meike. Außerdem will sich der Linzer dayli-Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner auch dem Schlecker-Prozess in Stuttgart als Prozessbeteiligter anschließen, weil die österreichische Schlecker-Tochter unzulässige Kapitalausschüttungen (Einlagenrückgewähr) in Millionenhöhe an ihre deutsche Mutter getätigt haben soll.