Der kommenden Montag in Stuttgart startende Prozess rund um den Konkurs der Drogeriemarktkette Schlecker könnte sich möglicherweise auch mit der Österreich-Tochter beschäftigen. Der Insolvenzverwalter von dayli (vormals Schlecker Österreich), Rudolf Mitterlehner, will sich auch dem Strafverfahren anschließen. "Derzeit bin ich aber noch nicht Prozesspartei", sagte Mitterlehner am Freitag zur APA.

Wegen des Verdachts der Einlagenrückgewähr von der Österreich-Tochter zur deutschen Mutter hat Mitterlehner bereits im Jahr 2016 eine Strafanzeige in Stuttgart eingebracht. In den Jahren vor der Insolvenz seien "sehr hohe Summen" von Schlecker Österreich nach Deutschland abgeflossen. Es sei noch nicht abgeschlossen, ob diese Dinge beim Strafverfahren in Stuttgart untersucht werden, zeigte sich Mitterlehner zuversichtlich. Die Schlecker-Tochter in Österreich meldete erst ein Jahr nach dem Verkauf an TAP09 rund um Rudolf Haberleitner im Sommer 2013 unter neuen Namen dayli Insolvenz an. Knapp 3.500 Mitarbeiter - vorwiegend Frauen - verloren ihren Job.

Leergepumpt

Laut Medienberichten im Juli 2012 wurde die nicht insolvente Schlecker Österreich quasi "leergepumpt". Demnach sollen die Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen - vor allem der insolventen Mutter damals - auf 174 Mio. Euro gestiegen sein. Weitere 109 Mio. Euro seien "ausgebucht" worden. Hinter beiden Positionen könnten verdeckt "abgezogene" Gewinne stecken, hieß es damals. Zu Rat gezogene Anwälte hatten damals offenbar bereits auf das Thema Einlagenrückgewähr, die unzulässige Kapitalausschüttung an Gesellschafter, hingewiesen. Auch das Ermittlungsverfahren rund um mögliche Malversationen des ehemaligen dayli-Chefs Rudolf Haberleitner und weitere Personen ist noch nicht abgeschlossen. Für das dayli-Insolvenzverfahren ist laut Mitterlehner daher "kein Ende abzusehen". Das Verfahren in Stuttgart habe aber gar nichts mit Haberleitner zu tun, betonte der dayli-Insolvenzverwalter.

Der Prozess gegen Anton Schlecker, seine Frau, seine beiden Kinder und zwei Wirtschaftsprüfer beginnt am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht. Der einstige Drogeriemarktkönig Anton Schlecker und seine Familie sollen einem Medienbericht zufolge in Zusammenhang mit der Pleite der Kette mehr als 26 Mio. Euro beiseite geschafft haben. Das geht aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Stuttgart laut "Wirtschaftswoche" hervor. Allein 16 Mio. Euro sollen demnach dem Zugriff der Gläubiger entzogen worden sein, indem Anton Schlecker sie durch überteuerte Verträge mit dem Logistikunternehmen LDG an seine Kinder verschoben haben soll. Der Sohn und die Tochter waren Gesellschafter der LDG. Auch das ehemalige Schlecker-Auslieferungslager in Pöchlarn (NÖ), das wenige Tage vor der Insolvenz von Schlecker Deutschland an die Schlecker-Kinder verschoben wurde, könnte Thema beim Strafprozess in Stuttgart werden.

Ausgang fraglich

Schleckers Anwalt Norbert Scharf sagte der "Wirtschaftswoche", die in der Anklageschrift aufgeworfenen Fragen "betreffen einen umfangreichen, komplexen und rechtlich schwer einzuordnenden Sachverhalt aus der Historie der Firma". Daher verböten sich voreilige Festlegungen.

Der deutsche Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ist aber offenbar eher skeptisch, was das Strafverfahren angeht. Schon 2013 hatte die Familie nach einem Streit um übertragenes Vermögen 10,1 Mio. Euro an den Insolvenzverwalter gezahlt. Die Forderungen der Gläubiger - eine Mrd. Euro - liegen weit darüber. "Sollte die strafrechtliche Aufarbeitung darüber Hinausgehendes zutage fördern, werde ich selbstverständlich weitere Ansprüche geltend machen", sagte Geiwitz kürzlich. "Es kann aber auch sein, dass der finanzielle Nutzen des Strafverfahrens für die Gläubiger Null sein wird." Geiwitz bemüht sich deshalb über Schadenersatzklagen von Lieferanten weitere Millionen einzutreiben, die dann in die Insolvenzmasse fließen. Aus ihr werden auch die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter in Deutschland bedient.