Exorbitante Überziehungszinsen, Mini-Habenzinsen, für jede Kontodienstleistung extra zahlen: Banken kassieren an allen Ecken und Enden, konstatiert die Arbeiterkammer. Noch dazu drängen die Institute ihre Kunden vermehrt in die Selbstbedienung und bauen Jobs ab. Laut aktuellem AK-Bankenmonitor haben acht von 12 im November untersuchten Banken in Wien an der Preisschraube gedreht, teils kräftig.

Die AK hat die Preise und Entgelte von 53 Dienstleistungen für Sparprodukte, Kredite und Zinsen unter die Lupe genommen.

Nur ein Drittel der 12 Banken hat im einjährigen Vergleichszeitraum nichts teurer gemacht: die ING DiBa, die Santander Consumer Bank, die Volksbank Wien und die WSK Bank. Drei Banken, die Volksbank Wien, Raiffeisen und die BAWAG, haben zumindest eine Gebühr gestrichen. Bei der Hypo Niederösterreich ist ein Spesensatz von 10 auf 7,50 Euro gesunken.

Neue Gebühren und Spesen

Im Gegensatz dazu kassierten acht Banken zum Teil sehr viel mehr: BAWAG, bankdirekt.at, easybank, Erste Bank, Bank Austria, Hypo NÖ, Generali, Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Nicht nur haben dieses Geldhäuser neue Gebühren eingeführt, sondern auch bestehende Spesen erhöht. Die Top-15-Spesenerhöhungen betrugen zwischen 20 und 184 Prozent, rechnete die Arbeiterkammer am Donnerstag vor. "Spesenkaiser" ist laut einer Aufstellung der AK die BAWAG: eine Überweisung oder Bareinzahlung am Schalter aufs eigene Konto kostet nun 2,90 Euro, ein Jahr davor waren es 1,02 Euro. Das ist ein Plus von 184 Prozent.

Die Barbehebung am Schalter kostet bei allen untersuchten Banken. Bei einer händisch beauftragten Überweisung reichen die Gebühren von null (easybank) bis zu 3 Euro (ING DiBa). Im Schnitt fallen dafür 1,10 Euro an.

Sogar, wer sich seinen Kontoauszug im Bankfoyer selbst ausdruckt, zahlt mittlerweile bei einigen Banken - für AK-Konsumentenschützer Christian Prantner ein "großes Ärgernis".

"Während ein Gehaltskonto ohne Kontoüberziehung im Vorjahr im Schnitt 108,46 Euro pro Jahr kostete, waren es im Jänner 2015 im Schnitt 88,08 Euro", so Prantner. Ein neues Girokonto kommt derzeit auf null bis 238,80 Euro. Für immer mehr Dienstleistungen müssen Kunden extra zahlen.

Hohe Überzugszinsen

Ebenfalls ein Übel sind aus Sicht der AK die extrem hohen Überziehungszinsen. "Trotz niedriger Geld- und Kapitalmarktzinsen sind die Zinsen für die Kontoüberziehung auf einem hohen Niveau festgeklebt", kritisiert AK-Expertin Gabriele Zgubic. "Wer ein Plus auf einem Konto hat, bekommt - wenn überhaupt - nur Mini-Zinsen. Beim Absenken der Habenzinsen sind die Banken immer schnell, bei den Überziehungszinsen hingegen hinken sie mehr als hinten nach."

Ein längerer Vergleich der AK zeigt, dass die Sollzinsen seit geraumer Zeit nach oben gehen, während die Habenzinsen bei nahezu null stagnieren und der Euribor, der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, gesunken ist. Seit 2014 ist der Euribor sogar im Minus.

Zuletzt, am 28. Februar, war der Dreimonatseuribor bei -0,330 Prozent. Vor der Finanzkrise, im April 2008, lag er noch bei 4,78 Prozent im Monatsdurchschnitt. Der Median-Euribor seit diesem Zeitpunkt betrug nach AK-Rechnung 0,50 Prozent. Die Habenzinsen lagen deutlich darunter: im Median bei 0,13 Prozent. Zu Jahresbeginn 2017 zahlen die Banken nur 0,01 Prozent für ein Plus am Konto. Der Sollzinssatz hingegen lag zuletzt bei 10,25 Prozent, der Median-Wert über die Jahre seit der Finanzkrise bei 10 Prozent.

Ein Drittel der Kunden überzieht

Für die Banken sind Überziehungszinsen ein großes Geschäft. "Bei 5,2 Millionen Gehalts- und Pensionskonten ist davon auszugehen, dass 35 Prozent ihr Konto entweder einmal, immer wieder oder ständig überziehen - laut Konsumentenschutzministerium. Bei einem Minus von durchschnittlich zwischen 1.000 und 2.000 Euro pro Jahr betragen die Zinsen für die Kontoüberziehung zwischen 182 und 360 Mio. Euro pro Jahr", so die AK.

Die AK fordert daher eine gesetzliche Deckelung von Minuszinsen. Ein "klares Nein" sagen die Konsumentenschützer zu Bankomatgebühren. Eine solche wäre mehr als ungerechtfertigt und brächte Mehrkosten von 300 Mio. Euro. Eine flächendeckende Bankomatgebühr von 2 Euro pro Behebung würde die jährlichen Kontokosten je nach Nutzung um 47 bis 127 Prozent erhöhen. Vielnutzer mit 400 Buchungen im Jahr würden dann statt 126 auf 286 Euro kommen, Wenignutzer (160 Buchungen) auf 151 statt 103 Euro und Normalnutzer (280 Buchungen) auf 208 statt 108 Euro. Sollte die von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) vorgeschlagene Regulierung nicht greifen, müssen Bankomatgebühren gesetzlich verboten werden, bekräftigt die AK.

Banken unterstreichen Vielzahl an Dienstleistungen

„Österreichs Banken bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis rund um das Konto. Denn neben der persönlichen Finanzbuchhaltung bietet ein Konto bei einer österreichischen Bank viele weitere Dienstleistungen. Mit der Digitalisierung wird überdies dieses Angebot ständig weiterentwickelt. Vom schnellen und sicheren sowie günstigen Bezahlen in ganz Europa bis zum kontaktlosen Bezahlen (NFC), beispielsweise mit Bankomatkarte am Handy oder Handgelenk“, betont heute, Donnerstag, der Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung, Franz Rudorfer. Fast 100 Mio. Transaktionen beim kontaktlosen Zahlen allein im Jahr 2016 – ohne einen Schadensfall – sind ein Paradebeispiel, dass Innovation und Sicherheit kein Widerspruch sind.

Bei Konten heimischer Bank werde insbesondere Sicherheit großgeschrieben, was angesichts steigender Cyberkriminalität ein Gebot der Stunde ist.

Rudorfer verweist zudem darauf, dass mit dem seit Herbst 2016 in Kraft getretenen Verbraucherzahlungskontogesetz Informations-, Transparenz- und Vergleichsmöglichkeiten nochmals ausgeweitet wurden. Diese gesetzliche Neuerung brachte auch eine vom Konsumentenschutz urgierte Informationspflicht bei Überziehungen. „Gerade mit dem von der AK betriebenen Banken-Vergleichsrechner stehen überdies, wohl auch aus Verbraucherschutzsicht, dem Kunden zusätzliche Vergleichsmöglichkeiten offen.