Sechs Tage nach dem Bekanntwerden der Übernahmepläne gibt es noch keine Garantie für die Arbeitsplätze bei Opel. Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig berichtete nach Gesprächen mit PSA, dem Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und der französischen Regierung zwar von "ersten konstruktiven Signalen" für die mehr als 19.000 deutschen Opel-Beschäftigten.

"Nur: Diese konstruktiven Signale müssen jetzt auch umgesetzt werden in Verträge, Betriebsvereinbarungen, damit Klarheit und Sicherheit für die Beschäftigten, für die Standorte, auch für die Zukunftsinvestitionen erreicht werden", sagte der SPD-Politiker am Montag im ARD-"Morgenmagazin". Manche Branchenbeobachter geben sich aber skeptisch zur Zukunft von Opel in Deutschland.

Experte sieht jeden dritten Job bei Opel in Gefahr

Langfristig sieht ein Experte trotz aller Rettungsversuche jeden dritten deutschen Job bei Opel in Gefahr. Ein Abbau von Arbeitsplätzen sei bei einer Übernahme für Peugeot-Chef Carlos Tavares der einzige wirksame Kostenhebel, meinte der Chef des CAR-Center an der Universität Duisburg-Essen, Ferdinand Dudenhöffer. Daran änderten auch die bestehende Beschäftigungsgarantie bis Ende 2018 und die Investitionszusagen für die deutschen Werke bis 2020 nichts. "2018 kann es mit den Abfindungen losgehen."

Keine Chance auf zusätzliche Märkte

Die Chance auf zusätzliche Märkte oder erhebliche Mehrverkäufe nach der Übernahme bestehe nicht, sagte der Branchenspezialist. PSA und Opel seien beide zu stark auf Europa konzentriert und hätten in den vergangenen Jahren Marktanteile verloren, erklärte Dudenhöffer. Seit 2011 seien in Europa beide Autobauer zusammen von 21 Prozent Marktanteil auf 16,3 Prozent geschrumpft. Auch nach einer Fusion würden sie mit rund 3,5 Millionen Fahrzeugen im weltweiten Vergleich keineswegs zu den Großen gehören.

Dudenhöffer sieht wegen hoher Kosten vor allem das Montagewerk in Eisenach und die Motorenfertigung in Kaiserslautern gefährdet. Vom Stammsitz Rüsselsheim könnten in absehbarer Zeit zentrale Funktionen wie Einkauf, Vertrieb und Marketing nach Paris verlagert werden, erwartet der Wissenschafter. Das Entwicklungszentrum mit fast 8.000 Beschäftigten werde ebenfalls Kompetenzen verlieren, etwa bei der Entwicklung von Motoren und Plattformen. Nur die Entwicklung eigener Modelllinien und die Anpassung der Autos an PSA-Plattformen sei unter dem Dach des künftigen Konzerns vorstellbar.

Erste Ergebnisse einer 2012 begonnenen Kooperation mit PSA waren am Montag in Frankfurt bei einer Präsentation des neuen Opel-Modells Crossland X zu sehen, das auf einer PSA-Plattform gemeinsam entwickelt und Produziert wird. "Alles, was man sehen und berühren kann, stammt von Opel", sagte Crossland-Chefingenieur Olaf Kaden. Im Umkehrschluss komme das meiste andere aus den Regalen der Franzosen.

Kein Veto der Kartellbehörde zu erwarten

Von den Kartellbehörden ist kein Veto zu erwarten. "Derzeit haben PSA wie auch Opel einen Marktanteil im Pkw-Markt in Europa von jeweils unter zehn Prozent. Das ist für sich genommen keine kritische Größe", sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, der "Rheinischen Post". Die Kartellwächter würden den Markt aber sorgsam analysieren - immerhin entstünde das zweitgrößte Fahrzeugunternehmen in Europa.

GM verhandelt seit längerem mit PSA, bekannt wurden die Gespräche aber erst am Dienstag vergangener Woche. Bis spätestens zum Genfer Autosalon in zweieinhalb Wochen sollen mehreren Medienberichten zufolge die Verträge unterzeichnet sein.