Der heimische Außenhandel mit Agrarprodukten, Lebensmitteln und Getränken ist im Vorjahr im Vergleich zu 2015 leicht auf 10,38 Milliarden Euro gestiegen. Das verkündete die AMA-Chef Michael Blass vor Start der Grünen Woche am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Die Wertsteigerung von 3,2 Prozent ist durch gestiegene Preise zu erklären, denn die Exportmenge in Kilogramm sank leicht um 2,1 Prozent.

Der Exportwert pro Kilogramm Lebensmittel hat sich erhöht. Blass sieht dadurch nicht zuletzt die heimische Qualitätsstrategie untermauert. Die Qualität schlage sich in der Wertschöpfung nieder. Je höher verarbeitet ein Lebensmittel sei, desto mehr Wertschöpfung könne erzielt werden. "2016 können wir mit Stolz und mit Zuversicht auf die kommenden Jahre sagen: Wir sind stabil bei mehr als 10 Milliarden im Export", sagte Blass. Vor den Exporteuren sei der Hut zu ziehen. Insgesamt sei der Markt nämlich gesättigt, es seien aber auch immer Nischen zu finden.

Auch Importe steigen

Die Importe stiegen im Wert um 2,4 Prozent auf 11,39 Milliarden Euro, die Importmenge im Gewicht um 0,1 Prozent. Insgesamt ist die agrarische Außenhandelsbilanz für Österreich traditionell negativ - weltweit betrug es im Vorjahr eine Milliarde Euro. Einen Handelsbilanzüberschuss gibt es laut AMA - wie aus den vorläufigen Zahlen für das Jahr 2016 basierend auf einer Hochrechnung nach den ersten drei Quartalen hervorgeht - bei Fleischzubereitungen wie Speck, Schinken oder Würsten, Milch und Milchprodukten wie Käse und auch Getränken wie etwa Energydrinks. Das sind auch die wichtigsten Exportproduktgruppen.

Deutschland ist der wichtigste Abnehmer österreichischer Agrarexporte - rund ein Drittel der heimischen Ausfuhren geht in das Nachbarland. 2016 stieg der Warenwert der Lieferungen dorthin um 3,1 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro (ohne Getränke plus 3,2 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro). Der Fehlbetrag im Austausch landwirtschaftlicher Produkte mit Deutschland sank aber einem Trend seit 2009 folgend weiter auf rund minus 345 Mio. Euro.

Hinter Deutschland folgt Italien als zweitgrößter Bezieher heimischer Agrarwaren. Dorthin gingen im Vorjahr Produkte im Wert von 1,21 Milliarden Euro - ein Minus von drei Prozent gegenüber dem Jahr davor (ohne Getränke betrug das Minus 3,7 Prozent auf etwas mehr 1,1 Milliarden Euro). In die gesamte Rest-EU ohne diese beiden wichtigsten Abnehmerstaaten wurden Waren im Wert von drei Milliarden Euro ausgeführt.

Red Bull in USA beliebt

An dritter Stelle rangieren im Länder-Ranking der Abnehmerstaaten die USA. Österreich exportierte im Vorjahr Waren im Wert von 0,77 Milliarden Euro dorthin - ein Plus von 23 Prozent. Von dem Exportvolumen entfallen 695 Mio. Euro auf Getränke.

Die USA fallen ohne Getränke-Exporte - also vor allem Red Bull - aus den Top-10 heraus, erläuterte der AMA-Chef. "Deutschland, Italien und die EU-Staaten gewinnen an Bedeutung, rechnet man die Getränke, also auch Energydrinks, heraus ", sagte Blass.

Hinter den Vereinigten Staaten folgen Ungarn (0,42 Milliarden Euro), die Schweiz (0,4 Milliarden Euro), Slowenien (0,3 Milliarden Euro) und die Niederlande (0,28 Milliarden Euro) auf den Plätzen vier bis sieben im Exportwert heimischer Agrarwaren, Lebensmittel und Getränke.

Zum EU-Start 1995 lagen die agrarischen Ausfuhren (Zollkapitel 1 bis 26) bei einem Wert von 1,8 Milliarden Euro. Der Anteil der landwirtschaftlichen und Lebensmittel-Exporte an allen Ausfuhren stieg von 1995 mit fünf Prozent auf acht Prozent im Vorjahr, so der AMA-Geschäftsführer. Der Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor habe sich dynamisch entwickelt, obwohl er als konservativ verschrien sei.

39 Aussteller auf Grüner Woche

AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger sagte, dass heuer 39 Aussteller aus Österreich bei der Traditionsmesse Grüne Woche in Berlin vertreten sind. Sie kommen praktisch aus allen Bundesländern, besonders stark vertreten sind Käsereien. Die Ausrichtung der heimische Lebensmittelwirtschaft werde kompetent präsentiert. "Qualität, Regionalität und Transparenz zeichnen unsere Positionierung aus." Österreich nutze das Schaufenster zur Präsentation als nachhaltig produzierender "Feinkostladen". Deutschland sei für Österreich der wichtigste Marktplatz mit einer entsprechenden Kaufkraft. Hier müsse man Flagge zeigen.

Hautzinger bekräftigte den landwirtschaftlichen Wunsch nach einem Ende der EU-Sanktionen gegen Russland. Der Agrarbereich sei ein "strategisches Opfer" der Vorgänge, beklagte der AMA-Präsident. Blass fügte hinzu, dass sich ein Brexit nicht so stark auswirken würde, wie das Russland-Embargo. Er rechnete auch mit entsprechenden Handelsabkommen, damit der Export nicht allzu stark leiden werde. "Der österreichische Lebensmittel-Export macht nicht mehr als 2 Prozent der Gesamtexporte aus", beruhigte Blass. "Russland ist nach wie vor eine große, vielleicht sogar eine große Sorge."

Die Russland-Exporte sind im agrarischen Bereich von 2015 auf 2016 allerdings um rund 19 Prozent auf 140 Millionen Euro gestiegen. Das habe nicht direkt mit agrarischen Waren sondern mit "essbaren Zubereitungen" (Zollkapitel 21, Vormischungen, Fertigprodukte) zu tun, sagte Blass. Es gehe hierbei vor allem um "Business to Business"-Produkte.