Die nächste industrielle Revolution, die Industrie 4.0 oder das Internet der Dinge, wird jährlich mit 185 Millionen Euro gefördert. Damit sollen unter anderem zwei Pilotfabriken errichtet werden und der Startschuss für die nächste Mobilfunkgeneration 5G erfolgen, so Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) am Mittwoch bei einem Lokalaugenschein in einer Pilotfabrik in Wien Aspern.

In den beiden neuen Pilotfabriken sollen neue Ansätze zu Verfahrenstechnik und Fließband-Produktion ("Diskrete Produktion") erforscht werden. Das Infrastrukturministerium übernimmt dabei die Hälfte der Kosten - bis zu zwei Millionen Euro für drei Jahre. Ende 2017 will Leichtfried eine 5G-Strategie für die nächste Mobilfunkgeneration vorlegen. Die Sender werden dann zwar deutlich kleiner, es ist allerdings die bis zu zehnfache Anzahl erforderlich, rechnete der Minister vor.

Vernetzte Fabrik

Dass die vernetzte Fabrik für die Mitarbeiter große Veränderungen bringt, darüber war sich Leichtfried heute bei der Besichtigung der Pilotfabrik in Aspern mit Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske, und dem Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, einig. "Freizeit und Arbeit gehen immer mehr ineinander über", so Kapsch. Es werde mehr höherqualifizierte Jobs geben, was aber auch bedeute, dass es für niedrigqualifizierte Arbeitnehmer schwieriger werde.

Auch Kaske ist überzeugt, dass es neue Jobs geben wird - aber auch welche verloren gehen. "Es braucht noch mehr Aus- und Weiterbildung", so sein Appell. Studien zufolge gebe es in Österreich rund 900.000 Personen mit schlechten Computerkenntnissen.

Reindustrialisierung Europas

Da aber Industrie 4.0 komme, ob man wolle oder nicht, müsse man sich auf die Chancen konzentrieren, waren sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter einig. Für Kapsch besteht durch das Internet der Dinge die Chance einer Reindustrialisierung Europas, da der Niedriglohn in Schwellenländern dann eine geringere Rolle spiele. Dank der Kommunikation Mensch-Maschine steige die Produktivität bei sinkenden Kosten, betonte Kapsch.

Mit den Pilotfabriken werde jedenfalls der Wirtschaftsstandort Österreich gestärkt, meinte heute auch TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler. "Die TU-Pilotfabrik ist ein zentraler Baustein im strategischen Schwerpunkt Industrie 4.0. Hier passieren Grundlagenforschung, anwendungsorientierte Forschung in Kooperation mit der Wirtschaft, forschungsgeleitete Lehre und Weiterbildung. Diese Bereiche greifen wie Zahnräder ineinander, so dass das Wissen das hier produziert wird Österreich im internationalen Wettbewerb stärkt", so Seidler.