In Zeiten des Zinstiefs ist Gold beliebt. Privatleute in Deutschland besitzen mittlerweile die Rekordmenge von fast 8700 Tonnen des Edelmetalls, wie Forscher der Steinbeis-Hochschule für die Reisebank ermittelt haben. "Nach einer Konsolidierungsphase in 2014 hat der Goldmarkt für private Anleger in Deutschland wieder deutlich an Attraktivität gewonnen", bilanzieren die Studienautoren.

Seitdem wuchs der Milliardenschatz der deutschen Privathaushalte bis 2016 um 477 Tonnen. Drei Viertel (2014: 67 Prozent) der erwachsenen Deutschen besitzen demnach Gold in Form von Schmuck, Barren, Münzen oder goldbezogenen Wertpapieren. Im Schnitt nennt jeder Deutsche über 18 Jahre 58 Gramm Goldschmuck und 69 Gramm des Edelmetalls in Form von Barren oder Münzen sein Eigen. Für die Studie, die es in dieser Form zum fünften Mal gibt, wurden 2000 volljährige Deutsche repräsentativ befragt.

Brexit und US-Wahl verstärken Nachfrage

Seit Monaten boomt die Nachfrage nach dem Edelmetall. Die Hoffnung auf steigende Preise ist nicht unbegründet. "Wir sehen seit Jahren eine Flucht in Sachwerte", schildert Oliver Heuschuch, Leiter Edelmetallhandel bei der Degussa Goldhandel GmbH. "Der Brexit und die US-Wahl haben diesen Trend verstärkt. Der Oktober war ein Trump-Monat." Dass Donald Trump nun tatsächlich zum US-Präsidenten gewählt wurde, habe der Nachfrage nach Gold noch einmal einen Schub gegeben - quer durch die Gesellschaft. "Wir dachten immer, unsere Kunden sind jenseits der 50 und Besserverdiener, aber das trifft so nicht zu", sagt Heuschuch. "Unsere Kundschaft ist bunt gemischt: Vom Kleinanleger, der ein paar Silbermünzen kauft, bis zum vermögenden Privatkunden." 

Weltweit gibt es etwa 180 000 Tonnen Gold - eine Menge, die man bequem unter dem Brandenburger Tor oder in einem olympischen Schwimmbecken unterbringen könnte.

Steigende Tendenz für den Goldkurs

Wer Gold kauft, ist - das zeigen Umfragen seit Jahren - überzeugt, langfristig Geld in einen stabilen Wert zu stecken. In der Steinbeis-Erhebung schlossen sich gut 93 Prozent ganz oder teilweise der Einschätzung an, Edelmetall sei ein "sicherer Hafen". Degussa-Experte Heuschuch berichtet: "Viele Anleger kaufen Gold aus Angst vor einer Währungskrise. Sie gehen davon aus, dass sie damit künftig ihre Brötchen bezahlen müssen, wenn der Euro abgeschafft würde." 5000 bis 10 000 Euro investieren Anleger im Schnitt, Degussa rechnet für das laufende Jahr mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz - ein Viertel mehr als 2015.

Rund 90 Prozent der Befragten zeigten sich in der Steinbeis-Umfrage zuversichtlich, dass sich der Wert des Edelmetalls in den nächsten Jahren noch erhöhen wird. Diese Erwartung ist durchaus berechtigt: Von seinem Rekordpreis bei 1920 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm) vom September 2011 ist Gold noch weit entfernt. Die Rohstoff-Experten der Commerzbank erwarten zum Ende des laufenden Jahres eine Notierung bei 1250 Dollar, Ende 2017 dann schon von 1450 Dollar.

Bestände in Frankfurt wachsen schnell

"Im nächsten Jahr sollte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen", schreiben die Commerzbank-Analysten. "Dafür spricht die weiterhin extrem expansive Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken. Hinzu kommen die zahlreichen Unsicherheiten mit mehreren richtungsweisenden Wahlen in Europa und die verschiedenen geopolitischen Krisenherde."

Gold steht auch bei den Kunden der Deutschen Börse hoch im Kurs. Nach jüngsten Angaben lagern inzwischen 113,1 Tonnen des Edelmetalls in den Tresoren des Marktbetreibers in Frankfurt. Damit hat sich der Bestand seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Neues Gold kommt immer dann hinzu, wenn Kunden die sogenannte Xetra-Gold-Anleihe erwerben. Für jeden Anteilschein hinterlegt die Börse ein Gramm Gold.