Es ist ein Urteil, das mit Spannung erwartet wird: Sollte der Verfassungsgerichtshof tatsächlich demnächst der Drogeriemarktkette dm den Verkauf von rezeptfreien Arzneien erlauben, dann brechen in Österreich neue Zeiten an. Mitte November erwartet dm-Östereich-Chef Martin Engelmann den Richterspruch. Aber selbst wenn er negativ ausgehen sollte, würde das Unternehmen diese „Pille“ nicht einfach schlucken. Eine Möglichkeit wäre der Europäische Gerichtshof – der hatte zur Freude von dm erst am Mittwoch die deutsche Preisbindung für rezeptpflichtige Medikamente gekippt.

Engelmann: „Es rollt eine internationale Wettbewerbswelle auf Österreich zu, der sich das Land nicht entziehen kann.“ Die lange vorgebrachten Argumente der Apotheker, die Konsumenten schützen zu müssen, könnten seit Juli 2015 nicht mehr aufrechterhalten werden, argumentiert das Unternehmen.

Großer Verkaufsstart Ende 2017?

Seitdem dürfen Apotheken nämlich selbst online verkaufen. Wer heute ein bekanntes Kopfwehpulver oder eine Wundsalbe im Internet bestellen will, findet längst Dutzende Angebote. Hinter den österreichisch gestalteten Seiten stehen dann oft Unternehmen mit Sitz im Ausland. dm hat sich intern so aufgestellt, Ende 2017 in großem Stil starten zu können.

Aber sogar ohne Medikamente erzielte dm Österreich im Geschäftsjahr 2015/16 mit 851 Millionen Euro (plus 6,3 Prozent) einen Rekordumsatz. In allen zwölf Ländern, die Österreich zugeordnet sind, stieg der Umsatz um acht Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Fast 110 Millionen Euro werden heuer investiert, laut Engelmann ebenfalls ein Rekordwert.

Geld für den neuerlichen Markteinstieg in Italien ist darin nicht einmal enthalten. Der wird derzeit für Ende 2017 vorbereitet.