Immer mehr Anleger verlangen von der Porsche Holding Schadenersatz für Aktienverluste im Zuge des Abgas-Skandals bei Volkswagen. Rund 80 Klagen gegen Porsche und teils auch VW seien bisher beim Landgericht Stuttgart eingegangen, sagte eine Gerichtssprecherin der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwochsausgaben). Weitere Klagen sollen laut Anwaltskanzleien folgen.

Die Porsche Automobil Holding hält die Mehrheit der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern. Stuttgart ist laut Zeitungsbericht nach dem Landgericht Braunschweig die "zweite Klagefront" der Anwälte im VW-Skandal. Den Auftakt der Verhandlungen mache am 30. September die britische Stadt Wolverhampton, die 5,7 Millionen Euro Schadenersatz fordere.

Die Kläger - Besitzer von Vorzugsaktien der Porsche SE - werfen der Holding vor, sie hätte über die finanziellen Risiken des Dieselskandals vor gut einem Jahr nicht informiert. Deshalb sei ihnen Schaden durch den Kurssturz von Porsche-SE-Aktien entstanden, zu dem es nach Bekanntwerden der Manipulation von Dieselabgaswerten in den USA kam.

Porsche: Klagen sind unbegründet

Der damalige VW-Chef Martin Winterkorn war zugleich Vorstandschef der Porsche SE. Auch für Winterkorns Nachfolger Matthias Müller und andere Topmanager besteht diese Doppelfunktion bei dem Wolfsburger Konzern und seinem Großaktionär. Doch könnten der Porsche SE "vermeintliche Erkenntnisse" nicht zugerechnet werden, argumentierte die Holding. VW-Vorstände unterlägen als Porsche-SE-Vorstandsmitglieder einer strikten Verschwiegenheitspflicht.

Porsche indes hält die Klagen für unbegründet, wie ein Sprecher am Dienstag erklärte. Die Holding Porsche SE habe kein eigenes operatives Geschäft und sei auch grundsätzlich nicht in das operative Geschäft von VW involviert. Von der Frankfurter Kanzlei Nieding + Barth seien bereits zwölf Klagen eingegangen.