Der niederösterreichische Glücksspielkonzern Novomatic, der derzeit dabei ist, bei den teilstaatlichen Casinos Austria das Ruder zu übernehmen, hat im ersten Halbjahr 2016 seinen Umsatz erneut gesteigert. Operativ hat die Automatenfirma aber wegen außerplanmäßiger Abschreibungen weniger verdient.

Der Gewinn unterm Strich (Periodenergebnis) ist um 23 Prozent auf 79,6 Mio. Euro abgesackt, geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Finanzbericht hervor. Das Betriebsergebnis (Ebit) schrumpfte um 12,6 Prozent auf 141,4 Mio. Euro. Der Konzern begründete den Rückgang mit Einmaleffekten bzw. außerplanmäßigen Abschreibungen. Diese beliefen sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf 145,8 Mio. Euro, nach 129 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) blieb wegen hoher Investitionen etwa im Lotterienbereich und negativer Währungseffekte knapp unter Vorjahresniveau (287,2 Mio. Euro, -1,2 Prozent).

Konzern betreibt mehr als 1600 Spielsalons

Der Umsatz indes ist weiter kräftig gestiegen, und zwar um fast 11 Prozent auf 1,095 Mrd. Euro. Die größten Zuwächse gab es bei den Automatenerlösen. Per Ende Juni betrieb der Konzern mehr als 1.600 Spielsalons. Novomatic ist seit Jahren weltweit auf Einkaufstour, rund 200 Unternehmen haben die Niederösterreicher zwischenzeitlich konsolidiert. Dadurch ist im ersten Halbjahr auch die Anzahl der Beschäftigten weiter um mehr als 12 Prozent auf 22.373 Personen gewachsen.

Derzeit steht Novomatic vor zwei weiteren Groß-Akquisitionen. Beim australischen Glücksspielkonzern Ainsworth Game Technology will der österreichische Konkurrent mit 53 Prozent einsteigen. Der umgerechnet 319 Mio. Euro schwere Deal wurde bereits im Februar unterzeichnet, aufgrund der "umfassenden aufschiebenden Bedingungen", insbesondere der Zustimmungen diverser internationaler Aufsichtsbehörden, werde die Transaktion "frühestens" zum Jahresende 2016 abgeschlossen werden können, glaubt Novomatic laut Halbjahresbericht. Der Einkauf bei den Australiern würde Novomatic das Tor nach Nordamerika, einem der lukrativsten Glücksspielmärkte, öffnen.

Mehrheit bei Casinos Austria im Visier

Auch der Einstieg bei den Casinos Austria sei "frühestens" zum Jahreswechsel zu erwarten. Novomatic will gemeinsam mit einem tschechischen Bieterkonsortium die Mehrheit bei den Casinos, zu dem auch die Cash Cow Lotterien gehören, übernehmen. Die Tschechen haben sich schon mit mehr als 11 Prozent bei den Casinos eingekauft, Novomatic hat Alt-Eigentümern durchgerechnet knapp 40 Prozent der Anteile abgekauft. Der Deal ist aber noch nicht unter Dach und Fach, die Wettbewerbshüter sind am Zug.

Am Freitag (26.8.) wird der Einstieg ab 10 Uhr am Oberlandesgericht (OLG), in dem Fall das Kartellgericht. Es geht um mögliche Auflagen für Novomatic, so könnte sich das niederösterreichische Unternehmen theoretisch von Geschäftsteilen trennen müssen. Beide Konzerne betreiben in Österreich viele Automaten und sind auch am Sportwettensektor tätig. Die Verhandlung am Freitag ist grundsätzlich öffentlich, jedoch könnte die Öffentlichkeit ausgeschlossen werden. Das OLG wurde von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angerufen und fungiert als erste Instanz. Gegen einen Entscheid des OLG könnten theoretisch sowohl die BWB als auch Novomatic Rekurs beim Obersten Gerichtshof (OGH) einlegen.