Die beiden Vorstände des Flughafen Wien, Julian Jäger und Günther Ofner, sind mit den Halbjahreszahlen des Unternehmens zufrieden. Der bereinigte Gewinn stieg in den ersten sechs Monaten heuer um knapp 15 Prozent auf fast 55 Millionen Euro. Beim Passagierwachstum von plus 0,4 Prozent (auf 10,5 Millionen Passagiere) am Vienna Airport "könnte es aber auch einmal mehr sein", sagte Jäger im APA-Interview.

Jäger hofft - vor allem dank eines besonders starken Juli, der mit 2,4 Millionen Fluggästen (plus 2,9 Prozent zum Juli 2015) der stärkste Monat in der Geschichte Schwechats war - aber weiter auf einen Jahrespassagierrekord, der heuer fallen soll. "Wir hoffen auf 23 Millionen Passagiere. Das könnte aber auch knapp werden", so Jäger am Montag.

Langstrecken-Flüge im Aufwind

Bei der Verkehrsentwicklung gab es heuer "einen starken Austausch", so Jäger. Air Berlin und Niki verzeichneten Rückgänge. Große Zuwächse gab es bei Billigfliegern wie Eurowings, EasyJet oder Transavia; ein Wachstum auch beim Homecarrier AUA bzw. der Lufthansa-Gruppe, zu der die AUA und Eurowings gehören. Auf Verbindungen bezogen wuchs vor allem die Langstrecke - und hier in erster Linie Fernost mit China. Von Jänner bis Juli gab es bei den Passagieren aus dem Reich der Mitte ein Plus von 45 Prozent von 83.000 auf 121.000 Gäste. "Die Strategie zu mehr Langstrecke hat sich gut ausgezahlt", so Jäger. Auch in die USA gab es einen Zuwachs von 9,4 Prozent.

Beim Thema Langstrecke kommt auch die AUA ins Spiel. Denn zuletzt geriet deren Flottenausbau ab 2018 für die Langstrecke ins Wackeln. Es ist offen, wann der Lufthansa-Konzern eine Entscheidung trifft, ob die AUA es wert ist, weitere Langstreckenflieger zu bekommen. Die Erreichung des dazu nötigen Gewinnziels geriet zuletzt unter Druck, wie AUA-Chef Kay Kratky im "trend" gesagt hatte. Jäger dazu: "Wenn das nicht nur wackelt, sondern nicht kommt, dann ist das eine schlechte Nachricht für den Standort - nicht nur für den Airport-Standort, sondern den gesamten Wirtschaftsstandort." Zusätzliche Langstrecken der AUA seien wesentlich.

Kostendebatte

Zur Kostenkritik der AUA beim Flughafen Wien sagte Jäger, dass "Verhandlungsrunden zwischen dem Home-Carrier und dem Airport alle paar Jahre nicht unüblich sind". Das sei "ein bisserl wie bei den Finanzausgleichsverhandlungen beim Bund". Mit den Kosten sieht das der Flughafenchef anders als der AUA-Chef: "Wenn man alles in allem nimmt, sind wir 5 bis 10 Prozent billiger als München und rund 25 Prozent billiger als Frankfurt."

Der weitere Flughafenvorstand Günther Ofner, unter anderem für Finanzen und die Flughafenentwicklung zuständig, hob im APA-Interview unter anderem die erfolgte Vollkonsolidierung des Flughafens Malta hervor. "Wir können zu Recht sagen, dass wir zu den besten und produktivsten Unternehmen der Branche aufgeschlossen haben". Man vergleiche sich mit München, Frankfurt oder Zürich. Das fünfte Jahr in Folge verbessere man die Ergebnisse. "Das zeigt, wie zielgerichtet die Produktivitätssteigerung funktioniert hat."

500 Millionen Investition

Ofner sagte, das Ergebnis sei eine weitere gute Basis für die nächsten Jahre, wenn die rund 500 Millionen Euro am Flughafen investiert werden. Es geht um Terminal-Erweiterungen - auch um mehr Shopping-Umsätze zu erzielen - und die Airport-City, in der sich internationale Firmen ansiedeln sollen. "Hier gibt es hohes Interesse vieler Ansiedelungswerber", so Ofner. "Derzeit entstehen insgesamt 450 Arbeitsplätze." Ein bis zwei Firmen würden sich pro Monat neu niederlassen. Auch wird das Air Cargo um 15.000 Quadratmeter erweitert und der Office Park 4 entsteht mit 20.000 Quadratmetern Büroflächen. Dazu kommen weitere Logistikflächen mit rund 40.000 Quadratmetern Fläche sowie die Erweiterung des Wirtschaftsparks Fischamend. "In Summe kann man sagen, dass Bemühungen der Vienna Airport Region gemeinsam mit Anrainergemeinden sehr gut vorankommen." Bald soll es auch einen gemeinsamen Internetauftritt zur verstärkten gemeinsamen Vermarktung der Flughafenregion geben.