Drei Millionen Euro brachten die knapp 1500 Investoren auf, selbst Staatssekretär Harald Mahrer ließ medienwirksam 1000 Euro für Rapid springen.

„Werde Teil des grün-weißen Jahrhundertprojekts“ posaunte der Wiener Fußballklub, bevor er sich über die Plattform Conda eine schöne Kapitalspritze für den Stadionneubau sicherte. Und damit noch dazu die heimische Crowdfunding-Spitze anführt.

Seit Inkrafttreten des Alternativfinanzierungsgesetzes am 1. September des Vorjahres ist Crowdfunding, die Finanzierung über möglichst viele Kleinstanleger, auch in Österreich in aller Munde. Die gesetzliche Grundlage gilt europaweit als vorbildlich, im ersten Halbjahr wurden heuer auch deswegen in Österreich über Crowdfunding-Plattformen 13,5 Millionen Euro lukriert. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr 2015 waren es nur etwas mehr als acht Millionen Euro.

Noch ein wenig Zahlenspielerei, die zeigt, dass das neue Gesetz als Crowdfunding-Antreiber funktioniert: Alleine in den ersten zwei Monaten 2016 wurde fast doppelt so viel Geld eingesammelt wie in den Jahren 2013 und 2014 zusammen. 34 Projekte wurden von Jänner bis Juni finanziert, für viele Jungunternehmer ist das stückchenweise Einsammeln heute eine wichtige Starthilfe. Speziell in einem Land, wo man Risikokapitalgeber nach wie vor mit der Lupe suchen muss.

„Das Gesetz ist gut anwendbar, aber das Thema wäre wohl auch ohne das Gesetz durchgestartet“, sagt Wolfgang Deutschmann. Der umtriebige 24-Jährige leitet die Geschäfte der Plattformen Green Rocket und Home Rocket und wickelte dort einige der spektakulärsten heimischen Kampagnen ab (siehe unten). 15.000 Investoren haben sich bei Deutschmann bereits registriert – wie der klassische Kleininvestor aussieht? „85 Prozent sind männlich, die meisten um die 37 Jahre alt und investieren im Schnitt 1000 Euro.“

Peter Garber und Wolfgang Deutschmann
Peter Garber und Wolfgang Deutschmann © Oliver Wolf

So viel zur schillernden Seite des rasch wachsenden Geschäfts. Was es aber zu bedenken gilt: Im Vergleich zu anderen Investitionsformen fristet die Schwarmfinanzierung – trotz einer hohen Aufmerksamkeit – noch ein Nischendasein. Alleine ausländische Direktinvestitionen in Österreichs Unternehmungen machten laut Zahlen des Wirtschaftsministeriums 2015 etwa 3,5 Milliarden Euro aus.

Auch der Blick auf andere Länder und deren Plattformen lässt erahnen, dass die österreichische Crowd noch in den Kinderschuhen steckt. 426 Projekte hat etwa die britische Plattform Crowdcube.com zwischen 2011 und 2016 abgewickelt, 207,4 Millionen Euro wurden eingesammelt.

Crowdinvesting, der erwachsende Bruder des klassischen Crowdfunding, ist für Anleger zudem oft mit einem Totalverlustrisiko verbunden. Immer wieder werden von den Unternehmen Nachrangdarlehen ausgestellt, die Investoren sind dadurch im Pleitefall gegenüber klassischen Gläubigern wie Banken benachteiligt.