Die Ergebnisse des diesjährigen europäischen Banken-Stresstests sind da. Eine Nervenprobe war der Test vor allem für die krisengeschüttelten italienischen Banken. Die wankende Bank Monte dei Paschi hätte eine neue Krise nicht mehr überlebt. Für sie wurde aber noch am Abend ein Rettungspaket geschnürt.

Insgesamt haben Europas Großbanken von der Bankenaufsicht aber ein recht ordentliches Zeugnis für ihre Krisenfestigkeit bekommen. "Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung", heißt es in dem Bericht der Bankenaufsicht EBA, der am Freitag in London veröffentlicht wurde.

Alle anderen geprüften Banken blieben auch im Stress über den geltenden Kapitalvorgaben, auch die Österreicher - Raiffeisen kam in der Krisen-Simulation aber im untersten Feld zu liegen. Demnach erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil. Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen.

Die Stress-Annahmen unterschieden sich von Land zu Land. 51 europäische Großbanken mussten im Test der Bankenaufseher beweisen, wie sie eine mehrjährige Krise überstehen können, ohne dass zu viel Kapital aufgezehrt würde. Aus Österreich waren Erste Group und Raiffeisen Zentralbank (RZB, über die Eigentümerholding (Raiffeisen Landesbanken Holding) dabei. Beide haben auch unter der Annahme heftiger Konjunkturschocks mehr Kapital als die Regulatoren verlangen. Der RZB stellten die Tester in den Stress-Szenarien aber ein sehr schwaches Zeugnis aus - sie liegt aber weit abgeschlagen unter den Schlusslichtern.

"Sind uns unserer Kapitalsituation bewusst"

"Wir sind uns unserer Kapitalsituation bewusst und setzen bereits seit geraumer Zeit Maßnahmen zur Verbesserung unserer Kapitalbasis", erklärte RZB-Chef Walter Rothensteiner in einer ersten Reaktion. Die Bank plant eine Fusion mit der Raiffeisen Bank International (RBI) und Beteiligungsverkäufe, darunter die RBI-Tochterbank in Polen. In Russland wird Risiko zurückgefahren. Aus den USA zieht sich die Gruppe zurück, auch aus Teilen von Asien.

Die ganze Gruppenstruktur soll vereinfacht werden. Ziel des seit 2015 laufenden Programms sei bis Ende 2017 eine Kapitalquote von mindestens 12 Prozent, bekräftigte die RZB.

Ergebnisse im Detail

Die harte Kernkapitalquote der RZB würde in einem Stress-Szenario demnach auf 6,12 Prozent von 10,2 Prozent Ende 2015 schrumpfen, wie der am Freitag veröffentlichte europaweite Stresstest ergab. Die Mutter der Raiffeisen Bank International (RBI) zählt damit zu den Schlusslichtern der insgesamt 51 geprüften Geldhäuser. Raiffeisen hatte bereits im Vorfeld ein „mäßiges Abschneiden“ in Aussicht gestellt. Maßnahmen wie u. a. der Verkauf von Uniqa-Anteilen und die geplante Fusion von RZB und RBI sollen die Kapitalbasis stärken.

Die Erste Group liegt indes im Durchschnitt. Im Stress-Szenario rutscht die harte Kernkapitalquote hier nur auf 8,02 von 12,25 Prozent Ende 2015 ab.

"Strengster Test"

"Es war der strengste Test, den wir je hatten", sagte FMA-Chef Helmut Ettl Freitagabend zur APA. Auf Basis der Geschäftszahlen von Ende 2015 wurden verschiedene Szenarien für die Jahre 2016, 2017 und 2018 durchgespielt. Ergebnis: Beide österreichischen Häuser lägen auch in den dreijährigen Krisenszenarien über dem regulatorischen Mindestkapital. Allerdings kam die RZB, ausgehend schon von einer stark unterdurchschnittlichen Kapitalbasis Ende 2015, im Jahr 2018 hypothetisch am unteren Ende der 51 am Stresstest teilnehmenden europäischen Banken zu liegen.

Der von Raiffeisen vorgelegte mittelfristige Kapitalplan müsse "zügig, bis 2017", umgesetzt werden", sagte Ettl. "Das geht nicht von heute auf morgen", entsprechende Schritte habe die Bank angekündigt. Die RZB plant gerade die Fusion mit der Raiffeisen Bank International (RBI), trennt sich von Beteiligungen und Töchtern (etwa in Polen, Slowenien) und reduziere Risiken.

Untersucht wurde, wie es Banken ergehen würde, wenn die Konjunktur 2016 bis 2018 einbricht. Österreichs Banken wurden von den von Land zu Land unterschiedlichen Stressannahmen überdurchschnittlich hart getestet. Vor allem das Osteuropa-Szenario war sehr negativ, befand Ettl.

"Das Ergebnis fiel – u.a. wegen der niedrigeren Ausgangskapitalisierung der beiden Banken – im Rahmen der Erwartungen der Aufsicht aus", so die Reaktion der Nationalbank.

Die Auswirkungen des Stressszenarios auf die Eigenkapitalausstattung liege mit einem Minus von rund vier Prozentpunkten in etwa im Durchschnitt aller beteiligten Banken. Somit liege die Kapitalausstattung auch nach der strengen Stresssimulation bei beiden Banken über der Benchmark von 5,5 Prozent hartem Kernkapital. "Seit dem Stichtag für den Stresstest (Dezember 2015) wurden zudem bereits zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Eigenkapitalbasis gesetzt. Weitere Schritte sind in Vorbereitung."

Sorgenkinder aus Italien und Irland

Das italienische Institut Monte dei Paschi und zwei irische Banken haben beim europaweiten Banken-Stresstest indes ihren Ruf als Sorgenkinder untermauert. Monte Paschi schnitt von den 51 geprüften Geldhäusern am schlechtesten ab. Die italienischen Banken schieben Schätzungen zufolge faule Kredite von 360 Milliarden Euro vor sich her und stehen deshalb besonders unter Druck.

Als schwächstes Institut entpuppte sich - wie beim vorangegangenen Test 2014 - Monte Paschi. Dieses Mal kam die älteste Bank der Welt bei einer simulierten Krise auf eine Kapitalquote von minus 2,4 Prozent. Die Bank hat sich nach eigenen Angaben aber bereits eine fünf Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung gesichert. Zudem will sie mit Segen der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre faulen Kredite losschlagen.

Die Ergebnisse aller teilnehmenden Banken können über die Website der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) abgerufen werden.