Im Juni hatte VW nach monatelangen Verhandlungen mit Klägern und Behörden ein Milliarden-Entschädigungspaket vorgelegt. Dabei geht es um 480.000 Dieselwagen mit Zweilitermotor. Insgesamt soll Volkswagen bis zu 14,7 Milliarden Dollar (13,35 Milliarden Euro) an Entschädigungen, Rückkauf- und Reparaturkosten, Strafen sowie Umweltinvestitionen zahlen.

Heute will der zuständige US-Richter Charles Breyer bei einer Anhörung in San Francisco entscheiden, ob er dem geplanten Paket zustimmt. Bei Breyer sind Klagen gebündelt. In den USA hatte der Dieselskandal seinen Ursprung. Hier laufen auch noch weitere Klagen einzelner Bundesstaaten, die ebenfalls nicht von dem ausgehandelten Vergleich erfasst sind.

Lob aus den USA

Zuletzt konnte sich Volkswagen bei der Aufarbeitung des Abgasskandals in den USA Hoffnungen auf eine kostengünstigere Lösung machen. Die Chefin der kalifornischen Umweltbehörde Carb, Mary Nichols, ist optimistisch, dass die Pläne für eine Umrüstung der manipulierten VW-Dieselwagen mit Zweilitermotor in den USA gelingen.

"Wir wollen, dass Volkswagen die Autos reparieren und weiterverkaufen kann. Langfristig gesehen glauben wir, dass das effizienter ist", sagte Nichols in einem Interview mit dem "Handelsblatt". "Unserer Einschätzung nach können die Fahrzeuge so repariert werden, dass die Emissionen um 80 bis 90 Prozent reduziert werden können." Auch bei den größeren Dreilitermotoren hält sie eine Umbaulösung für möglich.

Würden amerikanische Behörden Rückrufe genehmigen, könnten sich VW-Besitzer in den USA auch für eine Umrüstung ihrer Autos entscheiden. Das dürfte für den Konzern deutlich billiger werden als ein Rückkauf aller betroffenen Wagen. "Einige wollen ihre Autos sicher loswerden", sagte Nichols. "Aber ich denke, viele Leute wollen einfach ihr Fahrzeug behalten, wenn es repariert werden kann."

Umweltfonds als Teil des Vergleichs

Carb-Chefin Nichols stellte in Aussicht, dass leichte technische Defizite bei der Umrüstung durch Zahlungen in den mit VW vereinbarten Umweltfonds ausgeglichen werden könnten. Eine Reduzierung der Emissionen um 80 bis 90 Prozent seien zwar "nicht ganz 100 Prozent, aber dafür gibt es ja einen Fonds, der die Emissionen kompensiert, und zwar vergangene und künftige", sagte Nichols, deren Behörde die Ermittlungen gegen VW ins Rollen gebracht hatte. Der von VW zu füllende Umweltfonds ist ein Teil des Vergleichs mit US-Klägern. Mit dem Fonds sollen Projekte für emissionsfreien Verkehr gefördert werden.

Nichols lobt den Konzern für eine größere Bereitschaft zur Zusammenarbeit: "Das Unternehmen ist uns zuletzt deutlich mehr entgegengekommen und war schneller, als es darum ging, Fragen zu beantworten oder uns Dokumente und Informationen zukommen zu lassen."

"Die meisten Autos können repariert werden"

Noch in der vergangenen Woche hatte die Behörde den Rückrufplan des Konzerns für die größeren Dreilitermotoren abgelehnt. In Briefen an die drei Konzernmarken VW, Audi und Porsche bemängelte das kalifornische Umweltamt unter anderem, dass im Rückrufplan genaue Beschreibungen der Manipulationssoftware und der vorgeschlagenen Lösung sowie verschiedene Messdaten fehlten.

Trotz der jüngsten Ablehnung eines Rückrufplans für die größeren Dreilitermotoren ist Nichols auch hier optimistisch: "Wir glauben, dass Volkswagen die meisten Autos reparieren kann. Aber wir müssen die Details dazu noch erarbeiten." Es werde auch Strafzahlungen geben, sagte Nichols: "Die werden allerdings nicht so hoch ausfallen."