Seit ungefähr einem Jahr trifft sich die Voitsberger Volksschullehrerin Anida Kadri einmal pro Woche mit ihren vier jungen Schülerinnen und Schülern zum Deutschunterricht – vor ihrem Laptop.

Kadri und ihre vier Schützlinge sind Teil des Pilotprojektes „digi.DaZ“, in dem Deutsch als Zweitsprache über den Bildschirm unterrichtet wird. „Wir arbeiten mit unterschiedlichen Apps und dem Videokonferenz-System Webex, dass es uns ermöglicht, mehrere Endgeräte miteinander zu verbinden“, erklärt Kadri, die selbst erst mit sechs Jahren aus Mazedonien nach Österreich kam und mehrere Sprachen fließend spricht.

Für kleinere Gemeinden

Gedacht ist der digitale Unterricht für Gemeinden, in denen die Ressourcen zur Sprachenförderung begrenzt sind. „Der wichtigste Teil der Integration ist die Sprache. Es wird aber immer erst ab einer Mindestanzahl von acht Kindern eine Fachkraft zur Verfügung gestellt, das ist in vielen kleineren Gemeinden allerdings nicht der Fall.“

Mit der neuen Art des Online-Unterrichts sollen Kinder mit Deutsch als Zweitsprache nun die Möglichkeit haben, aus der Entfernung unterrichtet zu werden. „Die Kinder sind Teil des Regelunterrichtes, werden für DaZ aber aus der Klasse geholt und individuell unterrichtet. So müssen auch die DaZ-Lehrer keine weiten Strecken zurücklegen“, erläutert Kadri ihre Arbeit.

Vier Schüler aus Graz

Voitsbergs Bürgermeister Ernst Meixner und Direktorin Margret Riedl unterstützen das Projekt
Voitsbergs Bürgermeister Ernst Meixner und Direktorin Margret Riedl unterstützen das Projekt © Simone Rendl

Arbeitsaufträge und Hausaufgaben werden über ein spezielles Programm aufgegeben und können von den Kindern bearbeitet und abgegeben werden. Derzeit sind neben Kadri noch zwei weitere Lehrerinnen aus Mureck und Tieschen im digitalen Einsatz und stecken viel Zeit in die Vorbereitung der Stunden. „Ich verbringe mindestens zwei Stunden mit der Planung und Gestaltung, ich will den Kindern Abwechslung bieten“, sagt Kadri, die während der einjährigen Testphase vier Volksschüler aus Graz unterrichtet.

Die Zweit- und Drittklässler Semir, Ali, Baljeet und Mario aus den Volksschulen Hirten und Liebenau in Graz lieben den Unterricht über die Webcam. „Wir haben schon sehr viel gelernt im letzten Jahr“, freut sich Mario in akzentfreiem Deutsch.

Kadri ergänzt: „Zu Beginn konnte keiner der vier ein Wort Deutsch, der Unterricht fühlt sich gleich an, als würden sie direkt vor mir sitzen.“ Jetzt soll das Projekt steiermarkweit forciert werden.