"Klarheit, Klartext, Kurz", so umschrieb Landesrat Christopher Drexler den neuen Stil der ÖVP beim ersten Auftritt des frischgebackenen Parteichefs Sebastian Kurz im oststeirischen Feldbach. Ort der Veranstaltung Donnerstag am Abend war das KOMM-Zentrum im beschaulichen Ortsteil Leitersdorf, das aus allen Nähten platzte. Aus Sicht der Veranstalter eine gelungene Generalprobe vor Beginn des eigentlichen Wahlkampfes.

Den Abend ließen die ÖABB- und VP-Spitzen übrigens in "Sissis Weinbar" in Feldbach ausklingen. Ein Geburtstagskind, das zufällig zu Kurz & Anhang gestoßen ist, wurde auf Rotwein eingeladen. 

Der Livestream zum Nachsehen:

Inhaltlich gab es nichts Neues - Kurz sagte, was die Anwesenden erwarteten, und stand anschließend für Selfies und kurze Gespräche zur Verfügung. Eine junge Moderatorin (Sandra Thier aus Graz, ehemals RTL II), viel junges Publikum, auch die Älteren ohne Krawatte, wie Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ironisch anmerkte.

Aber es wurde greifbar, was die ÖVP Neu ausmacht: "Plötzlich müssen wir die Leute nicht mehr hinkarren zu unseren Veranstaltungen, sie kommen von selbst", wie ein Funktionär ungläubig feststellte.

Und: Ein neues Design im Auftritt: keine lähmenden Reden, sondern ein locker moderiertes Gespräch. Keine Fragen per Handaufzeigen sondern via SMS, an eine Telefonnummer, "die aber nicht meine private ist", wie Thier zum allgemeinen Gaudium anmerkte.

Die interessantesten Zitate:

Wie geht es Ihnen heute, nach dieser aufregenden Woche?

"Es waren harte Entscheidungen in den letzten Tagen, für mich persönlich. Das erlebt man nicht alle Tage, dass es darum geht, ob man Neuwahlen ausruft oder nicht, ob man den Vorsitz in der Partei übernimmt oder nicht."

Wo waren Sie, als Mitterlehner zurücktrat?

"Als Außenminister fliege ich viel, an diesem Tag auch. Man dreht das Handy ab, das ist sehr angenehm, man kennt das sonst gar nicht mehr. Danach war es aber umso heftiger, viele verpasste Anrufe, SMS, auch die, dass Mitterlehner zu einer Pressekonferenz eingeladen hat, um seinen Rücktritt zu erklären. Ich habe es also eine halbe Stunde vorher erfahren."

Verstehen Sie Mitterlehner?

"Am Vortag haben wir noch telefoniert, da war keine Rede davon. Aber ich verstehe es menschlich. Wenn man eine so intensive Phase durchlebt, dann kriegt man SMS von vielen, jeder sagt einem, was zu tun ist. Ihm wird es ähnlich ergangen sein, und dann wird er einfach das Handy abgedreht und gemeinsam mit seiner Familie eine Entscheidung getroffen haben."

Haben Sie gleich gewusst, was jetzt zu tun ist?

"Ich habe den Rat eines Freundes befolgt, zuerst nachzudenken. Am Freitag habe ich dann gesagt, dass ich es als richtig empfinde, jetzt zu wählen. Weil nur noch Minimalkompromisse möglich waren. Und weil die letzten, die gewählt worden sind, Faymann und Spindelegger waren. Die Bevölkerung soll entscheiden."

Wie haben Sie den Muttertag verbracht?

"Ich bin ein anständiger Sohn, ich war auch bei ihr! Aber nicht sonderlich lange. Ich bin zu den Eltern gefahren, mit einem Blumenstrauß, und habe mich dann gleich wieder entschuldigt und gebeten, das Mittagessen zu verschieben. Sie hat gesagt: Sie ist eh so fertig und macht sich so viele Sorgen um mich, dass sie gar nichts essen kann. Wir holen das nach!"

Was soll bei Ihnen anders sein als bei anderen Politikern?

"Man sagt, was man sich denkt, man tut, was man für richtig erachtet. Man hält Widerstand aus. Das ist der Weg, den ich gehen möchte."