Die Hausfassade
Die Hausfassade © Stefan Pajman
Ein ­Autograph des Dichters
Ein ­Autograph des Dichters © Stefan Pajman
Die Familie Rosegger war stets auch musikalisch begab
Die Familie Rosegger war stets auch musikalisch begab © Stefan Pajman
Eine Gesamtausgabe ­Peter Roseggers findet sich noch im Haus
Eine Gesamtausgabe ­Peter Roseggers findet sich noch im Haus © Stefan Pajman

Steil ist er, der Anstieg hinauf zum Haus. Ursprünglich waren es zwei Gebäude, die hier über einem Grazer Krankenhaus zusammengewachsen sind. Mit dem sie umgebenden Wald, dem Wintergarten und Grillplatz bildet das Ensemble eine beinahe ländliche Idylle inmitten der Großstadt. An einer Eingangstür hängt ein Kranz, daneben lehnt ein Besen. Es ist die andere, die sich für uns öffnet: Hellfried Rosegger hat als Nachgeborener seinen weltweit bekannten Urgroßvater nie persönlich kennengelernt, aber trotzdem erinnert etwas an ihm an den Vorfahren. Vielleicht ist es die Mischung aus Wissen und Würde, gemildert durch ein verschmitztes Lächeln, das immer wieder aufblitzt.

Das Haus selbst steckt voller Erinnerungsstücke. Das Auge kann die Fülle an Bildern, Fotos, Musikinstrumenten aber auch Waffen aus fernen Ländern nur Stück für Stück in sich aufnehmen. Illustre Ruheplätze wie eine lichtdurchflutete verglaste Veranda laden zum Nachdenken und Schreiben ein. Immer wieder fällt der Blick auf exotisches Interieur von den Reisen des Arztes. Ein maledivisches und ein bengalisches Sprachbuch legen Zeugnis seiner Begeisterung für andere Kulturen ab. Weder das Arabische, Neugriechische noch das Singhalesische sind ihm fremd.
Das Arbeitszimmer erreicht man durch einen begehbaren Schrank. Hier im Haus oder besser Doppelhaus ist alles verschachtelt, man folgt dem Hausherren mutig und hofft, dass man von ihm wiedergefunden wird, wenn man sich trotz allem verirrt. Im Bücherregal stapeln sich einige Heimgarten-Hefte, auch ein paar handschriftliche Seiten von Peter Rosegger besitzt sein Urenkel noch. Aber das große Ganze wurde schon vor vielen Jahren dem Land Steiermark und seinen Menschen übergeben.
In die Familie eines Literaten hineingeboren zu sein bedeutet übrigens nicht automatisch, dass man dichten soll oder kann. Im Hause Rosegger lag die Latte hoch, schon in der Volksschule in Mürzzuschlag wurde der Urgroßvater zitiert, wenn der kleine Hellfried einen Rechtschreibfehler „beging“, obwohl die Orthografiekenntnisse des späteren Volksschriftstellers anfangs – natürlich mit gutem Grund – eher dürftig waren.Das Schreiben hat Hellfried Rosegger sich dann aber doch nicht nehmen lassen. Neben dem vergriffenen Roman „Die Rinne“, den er gemeinsam mit seiner älteren Schwester Heide verfasst hat, gab er unter anderem einen zweibändigen Endzeitroman und einen Kriminalroman in Hexametern heraus. Schon sein Großvater Sepp ließ sich trotz der mahnenden Worte seines Vaters, der naturgemäß kein Geringerer als Peter Rosegger war, nicht von der Kunst abhalten: Er praktizierte als Arzt und komponierte Opern. Links vom Klavier hängt noch heute ein Bild, auf dem er gemeinsam mit seiner Frau zu sehen ist. Hellfried Rosegger spielte übrigens jahrelang in der Royal Garden Jazz Band, heute begleitet er das Uli Hahn Quintett mit seinem Saxophon.Mit Wanderlust infiziert hat Rosegger ebenfalls so gut wie all seine Nachkommen. Der Schriftsteller reiste viel, immer wieder aber packte ihn das Heimweh. Sein Urenkel Hellfried blieb davon weitgehend verschont. Er ist ein Weltbürger, der einerseits die Schönheit der Waldheimat genießen kann, andererseits aber auch gerne wochenlang ferne Länder bereist. Als Kinderarzt behandelte und heilte er in Albanien, Afrika, Indien und Südamerika die Ärmsten der Armen. Im Gedenkjahr 2018 wird der zweifache Vater und Großvater an einigen Veranstaltungen zu Ehren seines bekannnten und beliebten Vorfahren teilnehmen. Natürlich ist er stolz auf ihn und hat etliche seiner Werke gelesen. Aber auch Peter Rosegger schaut sicherlich mit Achtung auf seinen Urenkel herunter, dem als forschenden Arzt und Autor keine Regung des menschlichen Herzens verborgen geblieben ist und bleibt.