Es war kein überraschendes Ereignis. Nichts, das Erstaunen oder gar Ablehnung hervorgerufen hätte: Als Anfang März 1938 Österreich an das nationalsozialistische Deutsche Reich angeschlossen wurde, war das bald in jedem noch so kleinen Dorf spürbar. Eine der größten Kundgebungen anlässlich des „Anschlusses“ fand am Hauptplatz von Judenburg statt: Das Kreuz des Stadtturms war durch ein Hakenkreuz ersetzt worden, rund um den „Adolf Hitler-Platz“ wehten Fahnen. Kreisleiter Hans Kotz und Amtswalter Rudolf Bauernberger hielten Reden vor angeblich 4000 Judenburgern, eine Polizeiabordnung aus Frankfurt überwachte das Geschehen. Festlich mutetet der Zug an, der über den Landtorberg in die Stadt führte. Noch ahnte niemand, wer da so euphorisch in Judenburg willkommen geheißen wurde.