Misstrauen liegt in der Luft des Veranstaltungssaals in St. Peter ob Judenburg. Die Bürgerversammlung findet ausgerechnet in dem weit über die Region bekannten und beliebten Gasthaus Stocker statt, das eventuell dem Ausbau der S 36 zum Opfer fällt. Allein: Es sind die einzigen Räumlichkeiten in der Gemeinde, in der derartige Veranstaltungen abgehalten werden können. Und viele sind an diesem 19. April gekommen, um sich über die Pläne der Asfinag zu informieren und Fragen zu stellen.

Das Misstrauen richtet sich vor allem gegen den vierspurigen Ausbau: Warum nicht zweispurig? Welche Ziele verfolgt die Asfinag langfristig? Wird eine Transitstrecke vorbereitet, kommt der eigentlich abgeblasene vierspurige Ausbau bis Kärnten doch? Oder der Lückenschluss zwischen Scheifling und Tauernautobahn? „Es ist nicht notwendig, vierspurig auszubauen. Die vorhandenen Pläne zweispurig umzusetzen, wäre eine tolle Entlastung und käme viel billiger“, sagt Ingrid Poier.

Asfinag-Projektleiter Wolfgang Grafl argumentiert mit den steigenden Verkehrszahlen, von einem Vollausbau bis Kärnten will er nichts wissen. Das will ein Teil der Besucher der Bürgerversammlung wiederum nicht glauben. Und: „Das mit den Verkehrszahlen stimmt auch nicht. Die Abwanderung in der Region ist groß, es wird nicht mehr Verkehr“, argumentieren manche St. Peterer. Natürlich gibt es unter den Bewohner auch welche, die die aktuellen Pläne befürworten.

Die geplante Trasse sorgte allerdings schon im Vorjahr für Aufregung, denn viele Einfamilienhäuser und Betriebe sollen abgelöst werden – die Betroffenen erfuhren erst bei der offiziellen Projektpräsentation im November davon. Oder aus Facebook: „Wir waren gerade im Urlaub und haben über Facebook erfahren, dass unser Haus abgelöst werden soll!“, erzählt ein junger Mann. Im Vorfeld habe es keinerlei Information gegeben – und: „Wir haben so viel Arbeit in unser Zuhause gesteckt. Hier geht es nicht ums Geld, es ist eine emotionale Angelegenheit.“