Das haben auch altgediente Gemeinderäte noch nicht erlebt. Bei der Kapfenberger Gemeinderatssitzung am Dienstag verließ die FPÖ gleich zu Beginn wortlos den Saal. Die Gemeinderäte aller Fraktionen rätselten, was der Grund gewesen sein könnte.

"In den Ausschüssen gab es keinerlei Streit, ich kann mir das nicht erklären", sagte etwa SPÖ-Gemeinderat Helmut Reisinger. ÖVP-Gemeinderat Andreas Handlos war ebenso perplex wie der KPÖ-Mandatar Clemens Perteneder und der langgediente Peter Vogl von der gleichnamigen Liste.

Möglich wurde dies durch folgende Umstände: Bei der Sitzung waren zwei Gemeinderäte der SPÖ krank, einer hatte sein Mandat zurückgelegt, sein Nachfolger war noch nicht angelobt. Damit fehlten von den insgesamt 31 Gemeinderäten drei. Als dann auch noch die acht Freiheitlichen gingen, blieben noch 20 übrig. Das sind weniger als zwei Drittel, der Gemeinderat war nicht beschlussfähig, Bürgermeister Fritz Kratzer beendete die Sitzung, bevor sie begonnen hatte.

Ein Zeichen gesetzt

FPÖ-Vizebürgermeister Reinhard Richter wollte am Telefon nur so viel verraten: "Es gibt eine Reihe von Fehlentwicklungen in der Stadt, vor allem im Bereich Bau, auf der Burg und beim Sozialhilfeverband. Wir kämpfen seit Jahren dagegen an und kommen einfach nicht durch. Wir wollten damit ein Zeichen setzen."

Die verbliebenen Gemeinderäte waren verärgert: "Die Sitzung muss rasch  wiederholt werden, wem ist damit gedient?", fragte Kratzer. Er will prüfen lassen, ob die zusätzlichen Kosten von der FPÖ eingefordert werden können, die schließlich die Sitzung mutwillig habe platzen lassen. Richter sieht das naturgemäß anders: "Das ist eine Möglichkeit, die einer Opposition zusteht, wenn sonst gar nichts mehr hilft."

Die Sitzung wird am Gründonnerstag neuerlich einberufen.