Von Sandra Czadul

"Du bist schwarz und ich bin weiß, du glaubst an diesen Gott und ich an keinen, was du sagst verstehe ich nicht und anscheinend denkst du auch ganz anders als ich es gewohnt bin. Das ist mir unangenehm, ich habe Angst vor deinen Handlungen woher soll ich denn wissen ob du gut oder böse bist?“

Unsere Gedanken kreisen oft um all die Unterschiede die uns zu den Individuen machen die wir sind. Dabei vergessen wir oft die Gemeinsamkeiten die wir teilen. Denn uns trennen nationale aber auch mentale Grenzen, doch wir haben eine entscheidende Sache gemeinsam: wir sind alle Menschen, mit den gleichen Grundbedürfnissen und wollen überleben, uns verwirklichen und in einer Gemeinschaft Platz finden.

Kunst bietet schon seit es Menschen gibt Raum Gefühle alternativ auszudrücken und Probleme aber auch Chancen aufzuzeigen. Es ist eine Sprache die man versteht, obwohl man nicht die Herkunft teilt und trotz der Existenz kultureller Unterschiede. Menschen Möglichkeiten zu bieten sich zu verwirklichen ist wichtig um Kulturen zu verbinden und Grenzen abzubauen. Wie das geht seht ihr hier:  

Grenzen überwinden für die Kunst und den Tanz von ALESSANDRO


Vor dreieinhalb Jahren bin ich für mein Kunststudium von Österreich nach Dänemark gezogen. Ich fand schnell Anschluss und Grenzen existieren für mich noch immer nur auf Papier. Heute arbeite ich als junger Künstler in einem Attelier in Aalborg, im Norden Dänemarks.

Doch natürlich gehen die globalen Ereignisse auch an mir nicht vorbei. Sei es in Österreich, wenn Menschen Angst um die nationale Identität haben oder auch gegenseitig Abstand zueinander nehmen. Mentale Grenzen wie Vorurteile bemerke ich vor allem dann, wenn ich sehe wie in Österreich auf Menschen fremder Herkunft reagiert wird. Denkweisen und Aussagen wie: „Ich gebe nur, wenn ich etwas zurückbekomme“ oder „Die passen einfach nicht zu uns“ sind es die Probleme verstärken anstatt sie zu beseitigen.

Mit Kunst, sei es nun der Tanz oder die Malerei habe ich gelernt Freude zu schaffen. Nicht nur bei mir Selbst sondern auch indem wir anderen die Möglichkeit bieten sich zu entfalten. Wenn wir uns darauf konzentrieren was wir haben und nicht was wir noch alles wollen, fällt uns auf dass wir gar nicht so viel Angst haben müssen etwas zu verlieren und ruhig mit Menschen teilen können die weit weniger haben.  Dänemark hat viel zu bieten aber vor allem Kunst. Mir wurde damit ermöglicht meine Talente mit der Gesellschaft zu teilen und deshalb gebe ich auch gern etwas zurück.

Interkulturelle Brücken zu bauen, Ideen auszutauschen bewirkt Fortschritt. Man braucht Mut und auch ein bisschen Selbstlosigkeit doch von dem Wert der dadurch geschaffen wird, profitieren alle.

Alessandro 21, Künstler

Tanzen: Raum schaffen und Platz finden von SAMY BÖHNER

In meinen Kursen, aber auch wenn ich mit den Formationen für Wettkämpfe trainiere fällt mir immer wieder auf wieviel es bewirken kann seiner Leidenschaft zu folgen. Als Trainer erlebe ich tagtäglich wie neue Kontakte geknüpft werden und Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Herkünfte zusammenwachsen. Sie entwickeln gegenseitigen Respekt, weil sie voneinander und miteinander lernen, besser indem zu werden was ihnen Spaß macht und Freude bereitet.

Auch Kids denen es schwerer fällt ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, sei es aufgrund unterschiedlicher Herkunft oder weil sie eher introvertiertere Menschen sind, haben sich solange ich sie begleiten durfte enorm entwickelt. Diesen Prozess des Grenzen Überwindens zu beobachten, bei dem sie eigene Denkmuster und Berührungsängste ablegen, ist sehr beeindruckend.

Beim Tanzen hat man die Möglichkeit abzuschalten und ganz bei sich und der Musik zu sein. Alles was in unserer Gesellschaft vorgegeben wird und ein gewisses unfreiwilliges Verhalten erzwingt, gibt es beim Tanzen nicht. Es geht darum die Musik mithilfe des Körpers so zu interpretieren wie man sie fühlt. Viele Jugendzentren und Initiativen schaffen Leuten die sich einen normalen Tanzkurs nicht leisten können, Möglichkeiten diese Art von Freiheit am eigenen Körper zu spüren.

Jeder der begleitet und hilft Menschen sich selber besser kennen zu lernen trägt zu diesem Integrations-Prozess bei. Damit meine ich jeden der seine Aufgabe als Lehrer, Trainer oder Coach wirklich ernst nimmt. Andersrum funktioniert das genauso. Du lernst Grenzen deiner Schüler kennen und auch deine eigenen, aber auch wie man sie überwindet.

Samy ist Trainier bei: Kummer-meine Tanzschule und hat schon viele Tänzer auf ihrem persönlichen und künstlerischen Werdungsprozess begleitet.

Hip Hop: Friede, Liebe, Einheit und Spaß von MANI PÖLZL

Hip Hop ist für mich mehr als ein Tanzstil. Es ist eine Kultur die zwischen Menschen verschiedenster Nationen besteht. Schon die Anfänge sind geprägt von Rassismus und von Menschen die ihren Problemen auf künstlerische Art und Weise Ausdruck verschaffen. In New York gab es in den 1970er Jahren viele Einwanderer, nicht nur aus Afrika sondern auch aus Europa – das wissen die wenigsten. Viele religiöse, kulturelle Unterschiede und mentale Einstellungen trafen hier aufeinander und man musste Wege finden um sich aufeinander zu zubewegen.

Hip Hop steht für: Peace, Love, Unity and having fun. Wenn wir tanzen, rappen, sprayen oder die beats schaffen um in Bewegung zu kommen finden Menschen unterschiedlichster Herkunft ihren Platz. Es gibt hier keine Grenzen und jeder ist willkommen. Deshalb ist Hip Hop für mich eine der offensten Kulturen die ich kenne. Vor allem die vier Elemente des Hip Hop: Bboying, MCing Graffiti und DJing bieten so ziemlich jedem Menschen die Möglichkeit sich einzubringen. Egal ob es nun die malerische, die körperliche, die musikalische Komponente ist, Menschen können ihren Gefühlen Ausdruck verleihen und einfach machen.

Dadurch wachsen die Leute zusammen, es wird eine gemeinsame Basis geschaffen und jeder als Individuum respektiert. Eine der Hauptbotschaften die Hip Hop vermittelt ist der gegenseitige Respekt, das Verständnis dass wir alle Menschen sind und keiner minderwertig ist. In Österreich habe ich oft das Gefühl wir denken: „wir sind wir, wir sind gut und alle anderen sind Scheiße“.  Für mich braucht es in Österreich viel mehr Wege um aufeinander zu zugehen und Gemeinsamkeiten zu finden.

Mani organisiert in Graz im PPC auch das Event „endlich wieder Rap“ oder workshops über die Hip Hopp Kultur oder am 3.Juni Locking

Künstlername: Mani „Da Bürgermasta“ Pölzl

4elements of Hip Hop in Graz  

Stephanie Wöhrer alias Olga Lock schafft mit dem Verein 4elements und ihrem Team in Graz die Möglichkeit mehr über die Kultur Hip Hop zu erfahren. Es wird getanzt, die geschichtlichen Hintergründe beleuchtet, gelernt wie man rappt und vieles mehr. Mit Veranstaltungen wie dem Partyjam oder der „Klasse“ und anderen Veranstaltungen hat sie schon viel Positives erlebt.

„Ich unterrichte schon sehr lange und sehe jedes Mal wie Menschen beim Tanzen ihre Probleme verarbeiten können und zusammenwachsen, egal woher sie kommen. Vor allem Leute die sozial nicht so stark eingebunden sind brauchen solche Orte wo man sie als Mensch akzeptiert und nicht aufgrund von Herkunft oder kulturellen Unterschieden diskriminiert.“ Es wäre schön wenn sich eine Gemeinschaft bildet die sich aufeinander zu und miteinander zur Musik bewegt, in der es Perspektiven und gegenseitigen Respekt gibt. Das gibt Kraft und zwar nicht nur meinen Schülern.

Sie tanzt nicht nur urban sondern auch afro und dancehall.

Crossing borders – towards inclusive europe but how?  von FRIDA AUS DÄNEMARK


Um Kunst zu verstehen braucht man weder Sprache noch dieselbe Kultur. Niemand hat ein Patent auf Kunst und deren Wert, sie ist Individuell so wie ihre Schöpfer. Genau deshalb ist es eine Möglichkeit für Jeden und Jede. Sie schafft Raum für Menschen unabhängig von Herkunft oder traumatischen Erlebnissen.
Wir versuchen das hier in Dänemark immer wieder. Zum Beispiel mit Ausstellungen bei der wir die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen.  So wie unsere Kunst Ausstellung in …  am vergangenen Wochenende. Nicht nur die anerkannten Künstler sondern auch Menschen die Straßenkunst wie Graphiti betreiben präsentierten ihre Werke. Viele Menschen kamen, sie hatten ein Ziel und das war die Kunst.
Ich persönlich habe auch schon versucht Grenzen zu überwinden. Seien es nun mentale wie Vorurteile oder unterschiedliche Wertvorstellungen oder auch nationale. Denn vor ein paar Monaten machte ich mich auf die Reise um in einem Flüchtlingscamp in Griechenland Hilfe zu leisten. Für mich war das eine sehr spezielle aber auch bereichernde Erfahrung. Denn obwohl es anfangs sehr schwer war wegen Verständigungsproblemen fanden wir eine Gemeinsamkeit. Bei streetart workshops die ich dort organisiert habe, konnte ich sehen wie Menschen sprachliche und andere Barrieren überwinden und sich auf Kunst einlassen konnten. Man braucht nicht immer Worte aber den Willen Gemeinsamkeiten zu finden oder sie zu schaffen.
Jede Kultur hat ihre Vor- aber auch ihre Nachteile. Auch in Europa gibt es Denkweisen die mich erschrecken. Obwohl die Menschen hier in Dänemark sehr offen sind bemerke ich immer wieder die Einstellung das nur das eigene Wohlergehen zählt. Es sind unsere animalischen Überlebensinstinkte die uns Angst verschaffen und als Folge dessen andere ausgrenzen. Wir müssen lernen uns dessen bewusst zu werden, denn wir leben gemeinsam auf diesem Planeten.

Es kommt mir so vor als gäbe es nur „Die gegen Uns“ und weiter noch jeder muss in einer bestimmten Schublade Platz finden. Doch was wenn es diesen Platz gar nicht gibt? Wenn Menschen und ihre Talente vielfältig sind grenzen sie diese Denkmuster aus, und da ist es ganz egal ob sie von hier oder dort kommen. Es ist ein menschliches Verlangen ein Zuhause und eine Gemeinschaft zu haben, doch die Weiten des Horizonts bieten viel mehr Möglichkeiten als solche die uns bekannt sind.

An dem Tag an dem wir akzeptieren, dass wir alle anders sind aber auf eine gewisse Art und Weise gleich, weil wir Menschen sind, werden wir Grenzen abbauen. Das klingt vielleicht wie ein Klichéé aber ich weiß, dass ich Recht habe. Uns trennen Umstände wir Erziehung, Kultur, Herkunft oder Sprache aber uns verbindet unser gemeinsames Zuhause und die Tatsache Mensch zu sein. Individuen kennen zu lernen macht Spaß und man fängt an eigene Umstände viel mehr zu schätzen. Zum Beispiel: Als ich im Flüchtlingscamp war hatte ich schon ein bisschen Angst, denn schon bevor ich mich auf die Reise machte hörte ich von allen Seiten wie gefährlich es sei, also passte ich auf. Später fand ich heraus, dass es nicht großartig anders war einen Streetart Workshop für Kinder in Griechenland zu machen im Vergleich zu denen die ich in Dänemark bereits organisiert habe. Der einzige Unterschied war der geographische Hintergrund und mit unserem Verhalten bestrafen wir Menschen die ihre Herkunft in einer  geographischen Lotterie gewonnen haben. Es war schön mit anzusehen wie sie ihre ganze Vorstellungskraft nutzten, ihre Geschichten auf kreative Weise erzählten und einfach Kinder sein konnten.

Frida ist Künstlerin aus Dänemark und schafft es mit ihren Projekten Grenzen abzubauen.