Im vergangenen Jahr wurden von Polizeibeamten im Bezirk Leoben 45 Betretungsverbote nach Gewaltdelikten innerhalb von Familien oder Lebenspartnerschaften ausgesprochen. Das bestätigten Oberstleutnant Herbert Huber und Chefinspektor Heinz Töscher von der Stadtpolizei Leoben beim Abschlusstreffen der vom Gewaltschutzzentrum Steiermark und der Polizei gemeinsam durchgeführten „Tour de Police“.

„Wir besuchen jede Polizeiinspektion in der Steiermark, um uns persönlich kennenzulernen, weil wir bei Gewalt in Familien sehr eng zusammenarbeiten, was ausgezeichnet funktioniert“, erklärten Barbara Jauk und Evelyne Schmidt von der Außenstelle Leoben.

Wichtig sei, dass alle an einem Strang ziehen, um Betroffenen zu helfen. Und die Betroffenen seien in allen Gesellschaftsschichten wie auch in jeder Altersgruppe zu finden. Wobei im Bezirk Leoben 85 Prozent der gewaltausübenden Männer sind, 15 Prozent sind Frauen. „Die Dunkelziffer ist sicherlich höher, aber Männer zeigen noch weniger als Frauen an, wenn sie von Gewalt bedroht sind“, erklärte Töscher.

Faktum sei aber, dass es ein langer Weg sei, überhaupt die Polizei oder andere Hilfestellungen in Anspruch zu nehmen, wenn Gewalt im Spiel ist. „In den meisten Fällen werden wir von Nachbarn verständigt, dass es in einer Wohnung rund geht“, fahren Huber und Töscher fort.

Nachbarschaft gefragt

Dennoch sei zu bemerken, dass die Zivilcourage immer weniger werde, wenn es darum gehe, die Polizei zu verständigen, wenn man Gewalt mitbekomme. „Viele Menschen wollen nichts mit alledem zu tun haben und schauen weg. Aber, lieber einmal zu oft anrufen, als einmal zu wenig“, raten die Polizisten, die auch erzählen, von Kindern in von Gewalt betroffenen Familien angerufen zu werden. „Wir gehen hier sehr behutsam vor“, erklärt Töscher, der auch bestätigt, dass in 50 Prozent der Fälle Alkohol im Spiel sei. „Das enthemmt natürlich noch einmal und die Gewaltspirale dreht sich“, erklärt er.

Nach einem Gewaltvorfall und einer Wegweisung des Gewaltausübenden, werde das Gewaltschutzzentrum informiert. „Wir weisen die Betroffenen darauf hin, dass sie Hilfe in Anspruch nehmen können. Aber wir wollen auch den Gewaltbereiten helfen und vermitteln diese an Hilfestellungen wie die Männerberatung in Bruck weiter“, so Töscher.

„Wir arbeiten eng mit Stellen wie der Bezirkshauptmannschaft, dem Libit oder dem Verein Neustart zusammen“, erklärten die beiden Expertinnen. Es sei wichtig, Betroffenen Ängste zu nehmen. Viele Frauen hätten Existenzängste, da meistens Kinder involviert seien. Wobei nur 30 bis 40 Prozent die Hilfe des Gewaltschutzzentrums auch nach dem Erstkontakt annehmen“, so Jauk.