Der mehr als 400 Jahre alte Kammerhof in Eisenerz, der sich im Besitz der Familie Hohenberg befindet, hat in seiner Geschichte schon Vieles beherbergt – als Jagdschloss von Kaiser Franz Josef den europäischen Hochadel zur Kaiserzeit, als langjähriger Standort des Eisenerzer Stadtmuseums historisch und künstlerisch Interessierte und als Sitz des Österreichischen Postmuseums viele Besucher von Sonderausstellungen.

Samstag war das rostrot gefärbelte Gebäude in der Schulstraße Schauplatz einer Premiere: Eine Lebkuchenwerkstatt wurde dort eingerichtet. Meisterin Edeltraud Luser (81) nahm sich dabei gleich 25 Lehrlinge zur Seite, die allesamt die Geheimnisse des Lebkuchenbackens, aber besonders der künstlerisch meisterhaften Verzierens lernen wollten.

„Wichtig beim Lebkuchenteig ist das richtige Mehl. Da gibt es eine Mühle, die meiner Meinung nach das Beste macht“, erklärt Luser zu Beginn. Gebacken wurde allerdings nur wenig, denn die fleißige Lebkuchenmeisterin hat schon Vieles vorbereitet und so geht es schnell zum künstlerischen Teil in der Lebkuchenwerkstatt: dem Verzieren.

Klare Linien

„Der Spritzsack muss immer ein paar Zentimeter in der Luft über dem Lebkuchen sein, dann gibt es schöne, klare Linien“, lässt Luser wissen. Den meisten Teilnehmern gelingt das auch sehr gut. Aber auch wellenförmige „gerade“ Linien haben ihren Reiz.

"Ich brauche noch ein paar Perlen“, sagt Denise in die Runde schauend. Das Mädchen kreiert, wie auch ihre Sitznachbarinnen Lina und Theresa, Kunstwerke. Die Kinder lassen ihrer Kreativität freien Lauf. „Das ist aber schön“, lobt Luser, eine Lehrmeisterin, die das Lehren in den Vordergrund stellt und nicht das Besserwissen. Angenehm.

„Die Materialien für die Lebkuchenwerkstatt haben wir über das Festival der Eigeninitiative ,Mach was’ gesponsert bekommen“, erzählt Erika Luser, welche die Werkstatt organisiert hat. „Wir haben ja auch noch das Glück, dass uns das Postmuseum in Eisenerz mit Fritz Schwaiger die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat“, fährt sie fort. Das getäfelte Zirbenzimmer, in dem schon Kaiser Franz Josef gerne war, ist ein wunderschöner Rahmen für die duftende Werkstatt, wo gerade wieder ein Lebkuchen aus dem Backrohr kommt.