Freitagabend ging am Grazer Messegelände der bereits 68. Bauernbundball über die Bühne. In den letzten Jahren sich die Veranstaltung zum meistbesuchten Ball in Europa gemeistert - darauf sind die Veranstalter stolz. Etwa 16.000 Gäste aus der gesamten Steiermark machten die Nacht zum Tag.

Der beste Kontrast zum Opernball

Kein Weg ist zu weit zum steirischen Bauernbundball - ein Gast reiste diesmal sogar aus New York an. Die Ball-Chefs Franz Tonner und Hans Seitinger begrüßten heuer Außenminister Sebastian Kurz, der fast direkt vom UN-Headquarter in die Grazer Stadthalle kam: „Ich bin erst heute in Wien gelandet, wollte aber unbedingt einmal zum größten Ball Europas kommen.“ Um Kurz gab's ein Fotografen-Griss fast wie um einen Popstar - gefühlt jeder Zweite ließ sich mit ihm fotografieren.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter („Ich besuche nur drei Bälle der Bauern - den der Niederösterreicher, den der Tiroler und den der Steirer“) tanzte hingegen schon das dritte Mal auf dem Bauernbundball in Graz an. Nach dem Wiener Opernball am Vorabend hatte Rupprechter nur eine kurze Nacht gehabt: „Ich hatte die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf als Gast, da musste ich schon länger aushalten.“ Wie ist das eigentlich, nach dem Wiener Opernball auf dem steirischen Bauernbundball weiterzutanzen? „Ein schöner Gegensatz“, meinte der Minister.

Bauernbundball: Landwirtschaftsminister fährt mit Traktor in Zaun

Denselben Ball-Spagat machten auch Miss Austria Dragana Stankovic und Philipp Rafetseder - sie tanzten am Donnerstag in der Wiener Staatsoper unter den Debütanten („Stressig, aber wunderschön!“), tags darauf aber „nur“ als Gäste mit Schärpe. Mit der fielen sie gar nicht weiter auf, trafen die amtierenden Staatsschönsten doch auf Miss Styria Janine Goger, Vize-Miss Allegra Bell und die versammelten Hoheiten von Wein- und Blumenkönigin über die Narzissenprinzessinnen oder Mosthoheiten bis hin zur Wollkönigin.

Wer hat sich sonst noch ins Ball-Getümmel geworfen? Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer natürlich, die Landesräte Christian Buchmann und Anton Lang, VP-Klubobmann Reinhold Lopatka und Landes-Geschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg, WK-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, Bundesliga-Präsident Hans Rinner, Sturm-Präsident Christian Jauk mit seinen beiden Geschäftsführern Günther Kreissl und Thomas Tebbich, Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner, WK-Präsident Josef Herk, LK-Präsident Franz Titschenbacher, Stadtrat Kurt Hohensinner, Erik Veningdorf (Vorstandsdirektor des Hauptsponsors GRAWE), Jungbauern- Bundesobmann Stefan Kast, Sturm-Trainer Franco Foda, Graz 99ers-Kapitän Oliver Setzinger,  St. Pölten-Sportdirektor Frenkie Schinkels, die Ex-Kicker Toni Pfeffer, Mario Haas, Markus Schopp und Günther Neukirchner sowie Stadtpfarrprobst Christian Leibnitz.

Von Schlager über Volksmusik bis Charthits

Musikalisch heizten Stars wie Melissa Naschenweng, Anni Perka, Steirerbluat, Glueckskinder, die Draufgänger, EGON 7 oder Jazz Gitti der Menge richtig ein. Ein weiterer Höhepunkt waren die Wild und Wald-Modenschauen, organisiert durch Ex-Mister Austria Philipp Knefz, der die beiden Sturm Graz-Kicker Roman Kienast und Philipp Zulechner auf dem Laufsteg einschulen durfte. Auf ihre Kosten kamen die Besucher in der Antenne-Bollwerk-Clubdisco, als unter anderem Star-DJ Rene Rodrigezz sein können am Mischpult unter Beweis stellte. Die ORF-Radio-Steiermark-Bühne rockte in bewährter Weise DJ Erich Fuchs und in der Exakt-Vodka-Cocktailbar legte bis zum Schluss DJ Peter Wurzinger seine Platten auf.

Leistungsschau der Bauern

Besonderen Wert legten die Veranstalter dieses Jahr auf die Kulinarik und Brauchtum, versteht sich doch der Ball auch als "Leistungsschau der heimischen Landwirtschaft" (Zitat Franz Tonner). Mit einem eigens angefertigten Genussdorf des Netzwerke Kulinarik wurden die Balltiger mit Köstlichkeiten vom heimischen Wild, Kren, Fisch, Kernöl, der Käferbohne und „Woazschwein“ verköstigt. Einen großen Stellwert nahm auch das Brauchtum am Ball ein: von Herzerlbrennen über Trachten und Hüte bis hin zu Holzuhren und Schuhplattlern gab es alles, was das Herz begehrte.

Bauernbundball: So wollen fesche Madl stramme Wadl

Da lag Liebe in der Luft

Bei 16.000 Ballbesuchern bleibt niemand lange allein - oder doch? Mit Lederhose und Trachtenhut, viel Motivation und noch mehr Wein feierten die Bauernbundgäste bis in die frühen Morgenstunden.
So schnell kann's gehen, und man steht auf Europas größtem Ball ganz alleine da: „Um Gottes willen, wir finden uns nie wieder“, stöhnte schon am frühen Abend Marianne aus Leoben. Beim Gewusel vor der Garderobe verlor sie ihre Freunde: „Und das ausgerechnet heute, wo ich mein Handy im Auto vergessen habe!“

Nur gut, dass am Bauernbundball keiner lange alleine bleibt. Eine Hoffnung, die auch Florian und Maximilian aus Graz motivierte. Die beiden 18-Jährigen feierten gestern ihre Ballpremiere: „Bei so vielen feschen Mädels muss man ja herkommen. Wir feiern heute, bis es hell wird“, nahmen sich die beiden viel vor. Extra aus Vorarlberg reisten Kathrin und Edgar an. Vor 25 Jahren lernten sie sich in Graz kennen, nun begingen sie ihr Jubiläum am Bauernbundball. Da gab's gleich ein Lebkuchenherz für die bessere Hälfte. „Das größte, bitte schön!“ An der Bar gegenüber machten es sich indes Karin und Sigrid aus Fürstenfeld mit einem Achterl Wein gemütlich. Na, schmeckt's? „Und wie. Am Bauernbundball schmeckt alles“, lachten die drei Singles. „Mal schauen, was sich heute noch ergibt.“

Gut, dass ein ganz besonderer Ballgast das nicht gehört hat. „Bauer sucht Frau“-Kultkandidat Franz Kneissl aus Fohnsdorf mischte sich unter die feiernde Menge. „Geblieben ist mir ja keine der Hofdamen, ich schaue mich weiter um“, scherzte der Landwirt. Und kündigte an: „Wenn's passt, bin ich bei der nächsten Staffel wieder dabei.“ Aber wer weiß? Vielleicht wurde der ewig Suchende ja im Laufe der Ballnacht fündig ...

Gänzlich ohne Frauen feierten David, Jonas und Joe aus Graz am Bauernbundball. „Wir sind keine Bauern, aber so eine Stimmung wie da findest du nirgends.“ Noch geschwind eine Breze gekauft, und ab ging's in die Disco. Vorbei an Leo aus Traboch, der mit Tattoos und Lederhose Blicke auf sich zog. „Tracht ist echt cool. Und der Ball sowieso“, stellte der Landwirt fest. Hätten sie es gehört, die 16.000 Gäste hätten ihm applaudiert.

Damit all die Musiker und Gäste am größten Ball der Republik feiern können, ist ein wahrer Kraftakt nötig: Der Aufbau dauert an die sechs Tage, der Abbau ist dann in etwa zwei erledigt.

Bevor am Samstag und Sonntag allerdings abgebaut wird, wurde noch gefeiert. Tradition hat aber nicht nur diese Feierei, sondern auch das Ende des Balles. Frühmorgens laden Bauernbunddirektor Franz Tonner und der steirische Agrarlandesrat Hans Seitiger zur Eierspeis' im Foyer der Grazer Stadthalle. Mit einem Tropfen steirischem Kürbiskernöl - eh klar ...