Mit dem Zukunftskongress „Österreich 22“ hat Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer einen sehr ambitionierten Markstein in die politische Landschaft gesetzt. Zwei Tage lang arbeiteten sich Professoren, Wirtschaftsleute und Kulturmanager in Graz an den großen Fragen der Gegenwart ab – von Migration über Marktwirtschaft, Wertekrise und Bildung bis hin zu Klimawandel, Gerechtigkeit und Technologie. Das kann sich sehen lassen.
Der Bogen der Mitdenker reichte von Hannes Androsch über Ex-EU-Kommissar Franz Fischler bis zum in Russland tätigen Manager Siegfried Wolf, und auch wenn Literatin Barbara Frischmuth die geringe Frauenquote monierte, gab etwa die Musikuni-Rektorin Elisabeth Freismuth wichtige Impulse.
Die Landespolitik, die oft unter Provinzialismus-Verdacht steht, hat damit ihre Kritiker eines Besseren belehrt. Schützenhöfer ließ das Programm als Höhepunkt des steirischen Ländervorsitzes in diesem Halbjahr von seinem engsten Kreis ausarbeiten – Landesrat Christopher Drexler, Ex-Sekretär Herwig Hösele und die Uni-Professoren Klaus Poier und Manfred Prisching waren dabei. Drexler hatte die Namensidee: „Österreich 22“ sollte sowohl für kurzfristige Ziele (bis zum Jahr 2022) als auch für langfristige Perspektiven (bis ins 22. Jahrhundert) stehen.
Schützenhöfer selbst fiel durch wissbegieriges Zuhören auf – eine Rarität im politischen Betrieb. Am Ende kokettierte der Regierungschef, der nie studiert hat, mit der Hoffnung, nun „Leadership“ bewiesen zu haben: Die zeige sich nämlich darin, dass man Berater anheuere, die weiser sind als man selbst.