Eine weitere Entscheidung in Sachen Murkraftwerk ist gefallen: Die Wien Energie steigt nun doch nicht als Partner und Investor ein. Das Wirtschaftsmagazin Trend zitiert eine Stimme aus dem Unternehmen: "Die Synergien dieses Projektes in Graz mit dem operativen Geschäft von Wien Energie sind nicht ausreichend." Damit zieht Wien Energie nach monatelanger Prüfung einen Schlussstrich unter das Grazer Kraftwerksprojekt. Das bestätigt Unternehmenssprecher Boris Kaspar auf Anfrage der Kleinen Zeitung.

Für die Energie Steiermark keine große Überraschung, wie Konzernsprecher Urs Harnik-Lauris betont. "Das Wunschpaket von 50 Prozent war durch den Einstieg vom Verbund nicht mehr verfügbar." Im Februar 2017 hatten sich die beiden Energie-Riesen Energie Steiermark und Verbund wieder versöhnt, die teilweise Rückkehr in das ursprünglich gemeinsame Projekt Murkraftwerk war die Folge. Der Verbund stieg mit 12,5 Prozent ein und hat auf weitere 12,5 Prozent eine Option.

Die Energie Graz ist ebenfalls mit 12,5 Prozent am Kraftwerk beteiligt, bleiben für die Energie Steiermark Stand jetzt 75 Prozent (beziehungsweise 62,5 Prozent, wenn der Verbund seine Option zieht). "Die Mehrheit muss in steirischer Hand sein, das hat unser Aufsichtsrat beschlossen", so Harnik-Lauris. Also gäbe es noch ein Paket 24 Prozent für Investoren. "Da sind unsere Türen offen, aber wir haben keinen Druck. Die Rentabilität des Projektes liegt ja bei mehr als 5 Prozent."

Kritiker sehen sich bestätigt

Die KPÖ in Graz fühlt sich durch die Entscheidung der Wien Energie in ihrer Kritik an dem Kraftwerk bestätigt. Der Stadt blühe ein "finanzielles Abenteuer", heißt es in einer Reaktion von KPÖ-Klubchef Manfred Eber. "Die finanzielle Hauptlast bleibt bei den Grazerinnen und Grazern." Die Rechnung der KPÖ: Durch den Zentralen Speicherkanal, der durch den Kraftwerksbau notwendig ist, sei der Anteil der Stadt Graz "an den Finanzierungskosten des Gesamtprojektes Murkraftwerk höher als jener der Energie Steiermark."

Auch die Grünen sehen es damit als gesichert an, dass "die Mur-Stausufe Graz nicht rentabel" sei. Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner fordert erneut eine Nachdenkpause samt Baustopp, um bei einem "Finanzgipfel" alle Zahlen auf den Tisch zu bekommen. "Schließlich werden über den Umweg Zentraler Speicherkanal auch Steuergelder der Grazerinnen und Grazer in der Mur vergraben."